von Frank-Thomas Ziegler
Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Ingeborg Filipescu
Die Generation der heute 80- und 90jährigen ist bewundernswert. Sie hat Krieg, Deportation und Diktatur durchgestanden. Und dennoch ist gerade sie es, die allen jüngeren Generationen in unserer Gemeinde vorlebt, was Mitgefühl, was Anteilnahme und Menschlichkeit, was Taktgefühl und Sensibilität, was Gemeinschaft bedeuten. Wenn diese Menschen zum Gottesdienst kommen, winken und lächeln sie einander bereits von weitem zu. Sie legen freundschaftlich die Arme aufeinander, fragen besorgt nach dem Wohlergehen. Sie beraten sich ausführlich miteinander und lachen gemeinsam herzhaft über die Wechselfälle des Lebens. Sie haben für jeden, der hinzu tritt, ein gutes Wort. Sie streicheln den Kindern anderer Gemeindeglieder zärtlich über den Kopf und behandeln sie so liebevoll, als wären es ihre eigenen Enkelkinder.
Seit vielen Jahren lädt Ingeborg Filipescu (84) diese Menschen zu einer besonderen Veranstaltung ein. Der Seniorennachmittag ist für zahlreiche Bewohner des Altenheims und Gemeindeglieder ein fester Bestandteil ihres monatlichen Programms. Die gute Stimmung ist bereits legendär. Das gesellige Treffen findet an jedem dritten Mittwoch des Monats im Altenheim Blumenau statt und steht allen Interessierten offen. Wenige Tage vor dem Seniorentag im Juli empfing mich Frau Filipescu freundlich bei ihr zuhause. Auf dem Tisch standen bereits Kaffee und Kuchen, ihr Mann streckte mir lächelnd die Hand entgegen, und ich durfte ihr meine Fragen stellen.
Frank-Thomas Ziegler: Was bieten die Seniorennachmittage?
Ingeborg Filipescu: Zu Beginn ist ein wenig Zeit für den Austausch: Man begrüßt sich, man plaudert. Die Altenheimbewohner tauschen mit denen, die aus Stadt und Land kommen, Neuigkeiten aus. Dann biete ich einige besinnliche Gedanken – nicht unbedingt ausschließlich religiöse Worte, aber immer aus dem Leben gegriffen. Dann singen wir unsere alten sächsischen Lieder, die die Menschen so lieben. Herr Eckart Schlandt ist ja unser lieber Begleiter am Harmonium. Dann lösen wir als Kopfgymnastik ein Quiz. Danach gibt es Kaffeetrinken, dann beginnt das gemütliche Schwatzen, und manchmal frage ich: Wollen wir ein bisschen lachen? Und dann erzähle ich gern – taktvolle – Witze, und dann lachen wir von ganzem Herzen. Und nach zwei oder zweieinhalb Stunden klingt die Veranstaltung aus und alle gehen nach Hause.
Frank-Thomas Ziegler: Wer kommt zu den Seniorennachmittagen?
Ingeborg Filipescu: Es kommen sowohl Menschen aus der Stadt als auch aus dem Altenheim und man erzählt sich, was sich noch so tut. Sogar auch aus Bartholomä kommen liebe Menschen zu uns. Es sind immer zwischen dreißig und vierzig Teilnehmer dabei. Nicht alle beherrschen die deutsche Sprache, und dennoch kommen sie gern.
Frank-Thomas Ziegler: Was ist das Besondere an den Seniorennachmittagen?
Ingeborg Filipescu: Ältere Menschen kommen nicht mehr einfach mit allem, was sich rings um sie tut, mit. Einerseits, weil sie nicht mehr gut hören. Andererseits, weil sie nicht mehr gut sehen und lesen können. So vereinsamen sie leicht. Wenn man älteren Menschen mit Geduld zuhört, bedeutet das bereits sehr viel für sie. Und so habe ich mir gedacht, nützlich zu sein. Ich sehe unsere älteren Menschen, wenn sie zum Seniorennachmittag kommen: Sie schreiten dann noch schleppend herbei, gedrückt von ihren Krankheiten und ihren Gebrechen. Wenn sie aber gehen, dann sind sie alle so fröhlich! Dafür gebe ich mir Mühe. Ich sehe die Menschen, wie sie aufblühen. Es ist für die Menschen ein Aufbau. Es ist eine familiäre Atmosphäre, nicht Gezwungenes. Hier machen wir, was sie wollen. Ich erfülle möglichst jeden Wunsch.
Frank-Thomas Ziegler: Liebe Frau Filipescu, haben Sie herzlichen Dank für die Auskunft! Wenn das Licht der christlichen Gemeinde lebendig strahlt, dann ist es Menschen mit Gemeinschaftssinn zu verdanken.