Unser Glaubensleben ist unlösbar mit dem gesungenen Gotteslob verbunden. Mit ihren zahlreichen Orgeln besitzt unsere Gemeinde innerhalb der siebenbürgischen Orgellandschaft eine weithin vernehmbare Stimme.
Der Bachchor, der Jugendbachchor und das Kinder- und Musikensemble Canzonetta bieten nicht nur den Rahmen für zahlreiche unserer Gottesdienste und Feste. Sie musizieren häufig auf Einladung im In- und Ausland.
Dr. Steffen Schlandt
Kirchenmusiker – Leiter Bachchor und Jugendbachchor
Gabriela Schlandt
Musikpädagogin – Leiterin des Kinderchors und der Krabbelgruppe
Unserer Gemeinde langjährig verbunden ist:
Eckart Schlandt
Senior-Organist
Aktuelles der Kirchenmusik
Der Bachchor ist der Kirchenchor unserer Gemeinde. Er wurde im Jahre 1933 von dem damaligen Kirchenmusiker Victor Bickerich ins Leben gerufen und blickt auf eine ereignisreiche Geschichte zurück.
Er brachte viele Werke von Johann Sebastian Bach zur Erstaufführung in Rumänien, etwa die Matthäus- und die Johannespassion, aber auch andere geistliche Werke vornehmlich deutscher Komponisten.
Im Laufe der Zeit entwickelte sich ein hochkarätiges Ensemble, das auch Auslandstourneen durchführte. Die Folgen des Krieges bewirkten allerdings einen sensiblen Einschnitt in der Struktur und Leistungsfähigkeit des Bachchores. Nach der politischen Wende von 1988 dauerte es mehrere Jahre, bis wieder große Aufführungen in Angriff genommen werden konnten.
Seit dem Jahre 1965 stand Eckart Schlandt dem Chor als Dirigent vor. Er konnte in dieser kirchenmusikfeindlichen Zeit die großen Oratorien und Passionen von Bach, Mozart, Brahms u. a. in erstaunlicher Qualität aufführen und somit die Schwarze Kirche musikalisch als Ort der inneren Freiheit im damaligen totalitären Regime retten.
Seit September 2004 hat Dr. Steffen Schlandt die Leitung des Bachchors übernommen. Seitdem sind unter anderem der Messias von Georg Friedrich Händel, der Elias von Felix Mendelssohn Bartholdy, Joseph Haydns Sieben letzte Worte, die große Credo-Messe von Wolfgang Amadeus Mozart und Bachs Matthäuspassion in der Schwarzen Kirche zur Aufführung gekommen.
Der Bachchor probt an jedem Donnerstag, 18.00 – 20.00 Uhr, im Kapitelzimmer, Johannes Honterus-Hof 2.
Möchten Sie mitsingen? Schreiben Sie uns.
Der Jugendbachchor
Der Jugendbachchor wurde 1993 von Eckart Schlandt in Ergänzung des „großen” Bachchors gegründet. Seit dem Jahre 2004 wird er von Dr. Steffen Schlandt dirigiert.
Der Jugendbachchor setzt sich für die Weitergabe kirchlicher Musik ein. Er kann dabei aus dem reichen Fundus der hiesigen Musiktradition schöpfen.
Innerhalb der letzten Jahre entstanden zwei DVDs und drei CDs, mit denen zuvor vergessene oder völlig unbekannte Werke veröffentlicht wurden.
Darüber hinaus ist es dem Jugendbachchor ein Anliegen, auf die wertvolle und zugleich bedrohte siebenbürgische Orgellandschaft hinzuweisen. Zahlreiche Benefizkonzerte finden zugunsten von Restaurierungsprojekten statt.
Als Zeichen seiner Wertschätzung wurde der Chor bereits häufig ins In- und Ausland eingeladen, wo er die kulturelle Vielfalt Siebenbürgens und zugleich Rumäniens vor Augen führt.
Der Jugendbachchor probt gemeinsam mit dem Bachchor an jedem Donnerstag, 18.00 – 20.00 Uhr, im Kapitelzimmer, Johannes Honterus-Hof 2.
Möchtest Du mitsingen? Schreibe uns.
Der Kinderchor
Der Kinderchor wurde im Oktober 2017 gegründet und hatte bislang punktuelle Auftritte innerhalb der Gottesdienste: anlässlich Erntedank, Martinsfest, Krippenspiel, Kindergottesdienst, Palmsonntag, Familiengottesdienst, Ostermontag, Sonntag Rogate und Gemeindefest.
Unser Anliegen ist es, die Kinder miteinander vertraut zu machen und sie die Freude am Singen erleben zu lassen.
Der Kinderchor besteht aus zwei Gruppen (gemäß Alter und Entwicklung des Kindes). Die Proben finden jeweils samstags 9.30-10.30 Uhr (kleine Gruppe 4-7 Jahre) und 10.30-11.30 Uhr (große Gruppe 7-15 Jahre) im Kapitelzimmer statt.
Einschreibungen für den Kinderchor werden am Pfarramtssekretariat entgegengenommen. Sollten Sie Fragen haben, wenden Sie sich bitte an unsere Musikpädagogin Gabriela Schlandt.
Der Orgelsommer an der Schwarzen Kirche
Der Orgelsommer an der Schwarzen Kirche ist bereits legendär. Die Orgelkonzerte während der Sommermonate finden seit 1953 in ununterbrochener Folge statt. Organisten aus aller Welt musizieren an den berühmten Orgeln der Schwarzen Kirche.
Die Konzerte sind sowohl für Musikliebhaber als auch für Musikflaneure unvergessliche Erlebnisse. Für die Zeit einer halben Stunde können Sie sich genussvoll in hervorragende Musik hineinhören oder – vertiefen.
Programm:
Juni bis September – jeden Samstag, 18.00 Uhr
Musica Barcensis
Musica Barcensis ist ein sommerliches Musikfestival, das alljährlich in ausgewählten Kirchen des Burzenlandes stattfindet. Die Konzertbesucher erfreuen sich sowohl an der Musik, als auch an den faszinierenden Baudenkmälern der Region. Das Festival ist so beliebt, dass sich bereits eine kleine Fangemeinde gebildet hat, die zu den Konzerten anreist.
Unsere Gemeinde veranstaltet das Festival in Partnerschaft mit der Stiftung ForumARTE. Das aktuelle Konzertprogramm finden Sie hier.
Musica Coronensis
Die vielseitige Kronstädter Herbstbiennale bringt große Orchesterwerke, intime Kammermusik, Jazz oder Crossover-Projekte in Konzertsälen, Kirchen, Musikbars, Hotel-Lounges und im Freien zur Aufführung.
Musica Coronensis wurde 2003 gemeinsam mit der Deutschen Botschaft Bukarest ins Leben gerufen. Die reiche Kronstädter Musiktradition wird fortgeführt und an die junge Generation weitergegeben. Junge Musiker, Komponisten, Instrumentenbauer und bedeutende Musikeinrichtungen stellen sich der Öffentlichkeit vor.
Unsere Gemeinde veranstaltet das Festival in Partnerschaft mit der Stiftung ForumARTE. Das Programm der bevorstehenden Ausgabe finden Sie ab dem Spätsommer des jeweiligen Veranstaltungsjahrs hier.
Vorgeschichte
Die erste urkundliche Erwähnung einer Orgel an der alten Marienkirche (Schwarzen Kirche) stammt aus dem Jahre 1499. Freilich ist anzunehmen, dass es auch davor schon Orgeln in der Kirche gab. Denn für Kronstadt wird bereits 1427 ein Organist erwähnt, dann auch 1429 für Marienburg bei Kronstadt. Die 1499 erwähnte Orgel spielte Hieronymus Ostermeyer bis zum Jahre 1551.
Im Jahre 1594 wurde die Orgel umgebaut; möglich ist aber auch, dass es sich um einen völligen Neubau handelte. Michael Hermann ist heute wohl der bekannteste Organist jener Zeit. Eine Erweiterung der Orgel gab es 1673 (16 Jahre vor dem verheerenden Stadtbrand von 1689).
Eine zweite Orgel stammte aus einem Kronstädter Kloster und kam nach der Reformation in die Pfarrkirche, wo sie im Altarraum stand. Auf diesem Instrument spielte Daniel Croner, der auch eine Sammlung von Stücken für Tasteninstrumente herausgab: Kompositionen, die er auf seinen Wanderungen durch Europa sammelte.
Aus den Resten der abgebrannten Orgel und Neuzugängen schuf der berühmte Johannes Vest eine Orgel, die an der nördlichen Seitenwand des Chorraums Aufstellung fand. 1728 schenkte der Kürschnermeister Croner der Kirche ein Positiv.
Die Buchholz-Orgel
1836 war dann der Platz auf der Westempore frei für die neue Buchholzorgel, die 1836 – 1839 erbaut wurde. Nach ihrer Erbauung gehörte die Buchholzorgel zu den bedeutendsten Orgeln Europas. Die Substanz dieser Orgel ist heute so gut wie vollständig erhalten, weil der Pfeifenbestand keine Verluste erlitten hat und zwischenzeitlich geringfügig eingetretene Veränderungen rückgängig gemacht wurden. Auch die originale Stimmtonhöhe und der Winddruck wurden in den Ausgangszustand zurückgeführt.
Der Orgelbauer Carl August Buchholz
Fast ein Jahrhundert (1788 – 1885) lang lebten und arbeiteten drei Generationen von Orgelbauern der Familie Buchholz in Berlin. Der Vater, Johann Simon Buchholz, ist dank seiner Lehre bei Adam Rietz, Johann Wilhelm Grüneberg und Ernst Marx gewiss als ein Vertreter der spätbarocken Orgelbaukunst einzuschätzen, während sein Sohn Carl August Buchholz den Übergang zur frühromantischen Klangwelt leistet.
Unter ihm sollte die Firma erblühen. Über 100 Neubauten, von einmaligen seitenspieligen Instrumenten bis zu den viermanualigen 32 Orgeln in Berlin (St. Nicolai) und Kronstadt, wurden errichtet. Beide liegen jedoch in der Tradition des großen Berliner Vorbildes Joachim Wagner. Dieser hatte durch seine Werke (insbesondere durch die Orgel der Marienkirche (1721) in Berlin, die Carl August Buchholz restaurierte) Instrumente geschaffen, die auch gut 100 Jahre später den damaligen Orgelbauern als Modell dienten.
Der dritte Orgelbauer in dieser Reihe, Carl Friedrich Buchholz, hatte nicht die gleiche Schaffenskraft wie sein Vater und überlebte diesen auch nur um 6 Monate. Er ging unter anderem zu dem französischen Orgelbauer Aristide Cavaillé-Coll in die Lehre und brachte von hier die Bauart der französischen Zungen sowie etliche Bauweisen für pneumatische Steuerungen mit. Mit ihm erlosch die Firma Buchholz, die in weite Teile Vorpommerns, nach Schlesien, in den Berliner Raum und nach Kronstadt Instrumente höchster technischer Qualität und von meisterhafter Intonation geliefert hatte.
Die Disposition der Buchholz-Orgel
Vier Manuale zu 56 Tasten, ein Pedal zu 27 Tasten, 63 Register, 76 Registerzüge
Hauptwerk: Principal 16, Quintatön 16, Principal 8, Viola da Gamba 8, Rohrflöte 8, Gemshorn 8, Nasard 5 1/3, Octave 4, Waldflöte 4, Spitzflöte 4, Quinte 2 2 /3, Superoctava 2, Cimbel 3fach, Scharff 5fach, Cornett 5fach.
Oberwerk: Bourdon 16, Principal 8, Salicional 8, Hohlflöte 8, Gedackt 8, Quintatön 8, Octava 4, Fugara 4, Rohrflöte 4, Nasard 2 2/3, Superoctava 2, Mixtur 5fach, Hautbois 8
Rohrwerk: Fagott 16, Trompete 8, Clarinetto 8, Vox angelica 8, Violino 8, Rohrflöte 8, Principal 4
Unterwerk: Salicional 16, Principal 8, Gedackt 8, Violo da Gamba 8, Flauto traverso 8, Octava 4, Flauto 4, Viola d´ amore 4, Quinta 2 2/3, Sedecima 2, Progressio harmonica 5fach
Pedal: Principal 32, Principal 16, Untersatz 32, Subbass 16, Violone 16, Principal 8, Gemshorn 8, Violone 8, Bassflöte, Nasard 10 2/3, Quinte 5 1/3, Octava 4, Mixtur 4fach, Contraposaune 32, Posaune 16, Trompete 8, Cornetta 4
Die Hesse-Orgel aus Lechnitz
Die Chororgel der Schwarzen Kirche wurde 1861 von Carl Hesse aus Wien für die nordsiebenbürgische Gemeinde in Lechnitz gebaut. Von hier kam sie 1907 nach Paßbusch und nach weiteren 80 Jahren in schlechtem Zustand nach Kronstadt. 1997 wurde sie von der Firma Stemmer/Zumikon restauriert und wird nun in Gottesdiensten und Konzerten genutzt. Sie hat ein Manual mit angehängtem Pedal, 8 Register und ist nach italienischem Vorbild mit weichen Flötenstimmen und geteilten Einzelzügen für die Mixtur disponiert. Der Kammerton ist auf 440 Schwingungen gestimmt, während die Buchholzorgel ungefähr bei 450 liegt. Orchesterinstrumente, besonders Bläser, können nur mit der Hesseorgel begleitet werden. In Siebenbürgen sind noch mehrere Orgeln von Hesse erhalten: in Meschen, Hermannstadt, Birthälm u. a.
Die Orgel aus Hahnbach
Die Orgel der evangelischen Kirche A.B. in Hahnbach (Kreis Hermannstadt) wurde aus der verwaisten Kirche im Jahr 2006, als sie bereits nicht mehr spielbar war, ausgebaut. Die Orgel war vorher mutwillig zerstört worden; über die Hälfte der Pfeifen waren gestohlen. Im Jahr 2013 restaurierte die Orgelwerkstatt in Honigberg das Instrument. Die Kosten konnten dank einer großzügigen Spende von Herrn Ludovic Ionescu und aus Eigenmitteln der Gemeinde bestritten werden. Dem Instrument wurden im Jahre 2013 weitere Pedalregister hinzugefügt und 2020 wurde die fehlende Stimme Vox humana neu gebaut. Die Orgel ist jetzt in allerbestem Zustand und ein hervorragendes Beispiel der siebenbürgischen Orgelbaukunst
Die Orgel aus Reps
Die Orgel darf als das früheste erhaltene Instrument dieser Art in Siebenbürgen eingeschätzt werden. Aus Inschriften im Inneren der Orgel lässt sich schließen, dass das Instrument in dem im Giebel des Prospekts erscheinenden Datum, 1726, bereits renoviert wurde und ihre Herstellung noch für die letzten Jahrzehnte des vorgehenden Jahrhunderts zu anzusetzen ist.
Der Erbauer der Orgel ist uns nicht bekannt. Sie wurde ursprünglich in der Kirche von Reps aufgestellt, wo sie ihren Platz auf einer kleinen, diagonal in der südwestlichen Ecke des Langhauses angebrachten hölzernen Empore erhielt. Die Orgel hat ein Manual und acht Register (Principal, Koppel, Principal Octav, Flött, Quint, Super Octav, Waldt Flött, Mixtur).
Bereits seit mehreren Jahren unbenutzt, wurde sie an ihrem ursprünglichen Aufstellungsort, einer hölzernen Empore in der restaurierungsbedürftigen Kirche, abgebaut. Im Jahre 2012 eröffnete die Stiftung ForumARTE eine Kampagne zur Sammlung von Spenden für die Restaurierung der Orgel. Herr Christian von Albrichsfeld kündigte an, die Summe der gesammelten Spenden durch einen Beitrag zu verdoppeln. Die Evangelische Kirche A.B. Reps und die Evangelische Kirche A.B. Kronstadt beteiligten sich beide mit erheblichen Eigenbeträgen, so dass die Orgel restauriert und in der Schwarze Kirche aufgebaut werden konnte. Für die Durchführung der Restaurierung zeichnet die Orgelwerkstatt in Honigberg verantwortlich. Auf diese Weise wurde ein Musikinstrument gerettet, dessen Wert auch international anerkannt ist.
Persönlichkeiten des Kronstädter Musiklebens
Daniel Croner (1656-1740)
Daniel Croner war schon als Kind musikalischen Beschäftigungen nachgegangen, betrieb sie während eines Gymnasialjahres in Breslau 1680/1681 weiter und wurde parallel zu seinem Theologiestudium in Wittenberg 1681-83 Schüler des dortigen, aus Leipzig stammenden Kantors und Organisten Johann Ulich. Dieser muss ihn sehr geschätzt haben, denn er verfasste 1683 als Abschiedsgruß auf den „Wohl-Ehrenvertesten, Großachtbaren und Wohlgelahrten Hr. Daniel Croner von Cron Stadt“ eine musikalische Eloge: ein mehrstrophiges Generalbasslied mit Zwischenspiel zweier Geigen.
Seit 1684 in Kronstadt, begann Croner vermutlich eine Kantoren- und Organistentätigkeit. 1691 trat er in das Predigeramt der Kronstädter Johanniskirche, und von 1693-1701 war er „Cathedral-Prediger” an der Schwarzen Kirche. Danach ging er als Pfarrer nach Heldsdorf, 1735 wählte man ihn zum Dechanten des Burzenländer Kapitels. Über musikalische Tätigkeiten Croners in Kronstadt oder Heldsdorf ist konkret nichts bekannt. Die Niederschrift einer Fuge für Orgel 1684 und die Weiterführung eines Abschriftenbuchs seit 1685, das er als Schüler begonnen hatte, deuten darauf hin, dass er sich mit Musik und Orgelspiel beschäftigte.
Die Abschriften wie auch die in einem der Sammelbände enthaltenen Kompositionen Croners – 20 Fugen durch alle Tonarten (1685, 1704) und ein Praeambulum ex D – sind die ältesten erhaltenen Zeugnisse zur Orgelmusik in Siebenbürgen. Gleichzeitig wurden durch Croners Abschriften einige Stücke bewahrt, deren Urschriften inzwischen verloren gegangen sind.
Karl Teutsch
Johann Lukas Hedwig (1802-1849)
Johann Lukas Hedwig wurde 1802 in Heldsdorf bei Kronstadt (Siebenbürgen) geboren. Schon früh machte die Musik auf den Bauernjungen einen so starken Eindruck, dass er die musikalischen Anregungen seines Heldsdorfer Volksschullehrers Georg Rheindt wissbegierig aufnahm. Ihm widmete er später einige Kompositionen. 1812 kam Hedwig an das Kronstädter Gymnasium, wurde Sängerknabe der Stadtpfarrkirche, Schüler des Stadtkantors Lucas Hermann und lernte Violine, Kontrabass und einige Blasinstrumente.
Schon 1819 ging er nach Wien, wo er bei A. Jekel (Opernschule), J. Drechsler und J. Blumenthal (Generalbass, Komposition, Violine) studierte und 1823 eine Anstellung als Kontrabassist an der Hofoper bekam. Danach wirkte er in Wien auch als Musiklehrer. 1840 erhielt er aus Kronstadt die Berufung zum Stadtkantor und Musikdirektor an der Kathedralkirche (heute Schwarze Kirche), verbunden – wie in Siebenbürgen üblich – mit dem Amt des Gymnasialmusiklehrers.
Ab 1844 war er auch als Leiter der Gesangsklassen an der Kronstädter „Violin- und Gesangsschule” tätig. Nach revolutionsbedingten Kampfhandlungen im Dezember 1848, an denen er sich als Mitglied der Bürgerwehr beteiligte, erkrankte er an Typhus und starb am 8. Januar 1849.
Johann Lukas Hedwigs Werke sind – selbst für siebenbürgische Verhältnisse – heute nur noch wenig bekannt, wurden zu seinen Lebzeiten jedoch häufig gespielt. Musikwissenschaftliche Untersuchungen hätten sich also, da dank eines Tagebuchs die Biographie weitgehend geklärt ist, in erster Linie um die zahlreichen Kompositionen zu kümmern. Sie sind bis auf eine Osterkantate nicht gedruckt und in ihrer Bedeutung bislang schwer einzuschätzen.
Das Gros von Hedwigs Oeuvre machen geistliche und weltliche Vokalwerke aus, daneben sind Klavierlieder, kleinere Orchesterwerke, eine unvollendete Operette und eine Posse überliefert. Sein wohl bedeutendstes Werk, das Oratorium „Der Allmacht Wunder” für Soli, Chor und großes Orchester (1845-48) wurde zum letzten Mal 1902 in Kronstadt aufgeführt.
Hedwigs populärste Komposition hat sich indes von ihrem Schöpfer längst emanzipiert: Das 1845 komponierte „Siebenbürgenlied”, dem nachträglich der Text Max Moltkes („Siebenbürgen, Land des Segens”) unterlegt wurde. Es wird – vor allem von ausgewanderten Siebenbürgern – bis heute von Österreich bis Kanada gesungen.
Bis vor kurzem war kaum ein Werk Hedwigs gedruckt, und auch im Musikarchiv der Schwarzen Kirche oder im Kirchenarchiv von Heldsdorf liegen nur einige Autographe oder Abschriften. Bemerkenswert ist darum die Initiative des neu gegründeten “MusikNoten-Verlages Latzina, Karlsruhe”, der es sich zum Ziel gesetzt hat, alle verfügbaren Werke Hedwigs herauszugeben.
So sind im Laufe der letzten Jahre folgende Kantaten erschienen: Die Oster- und Pfingst-Kantate, eine Leichenkantate, Das Festlied, Der 1. Psalm, Heiliges Lied, Ein Loblied, Festgesang und „Der Herr ist König“. Die letzte Neuerscheinung ist das Oratorium „Der Allmacht Wunder“.
Frieder Latzina / Karl Teutsch
Rudolf Lassel (1861-1918)
Obwohl schon in seinem Geburtsort Kronstadt musikalische Grundlagen gelegt wurden, hat Rudolf Lassel (1861-1918) seine wesentliche musikalische Prägung sicherlich in Leipzig erfahren, wo er von 1880 bis 1883 am Königlichen Conservatorium studierte. Unter der Aufsicht des berühmten Salomon Jadassohn entwickelte Lassel eine besondere Begabung und Vorliebe für kontrapunktische Techniken, auf die in der Bach- und Mendelssohn-Stadt Leipzig besonders viel Wert gelegt wurde.
Zurück in Siebenbürgen, war Lassel mit einem theoretischen und praktischen Rüstzeug versehen, das er sich zu Hause niemals hätte aneignen können. Rechnet man sein nicht unerhebliches Talent hinzu, so nimmt es nicht Wunder, dass ihm nach einigen Bistritzer Jahren als Musiklehrer und Chordirigent 1887 die vakante und verwaiste Stelle des Organisten an der Schwarzen Kirche angetragen wurde.
Von diesem Zeitpunkt an bis zu seinem Tod blieb er seiner Heimatstadt Kronstadt treu. Hier war er nicht nur als Kantor und Organist tätig, sondern auch als Leiter des Schülerkirchenchors. In allen drei Bereichen war der Leipziger Einfluss evident: Als Organist spielte er das gängige Repertoire aus Deutschland und Frankreich, als Kantor führte Rudolf Lassel 1907 erstmals in Kronstadt eine Bach-Kantate auf, bei der Gründung des Schülerkirchenchors orientierte er sich 1894 an der Leipziger Praxis. Hinzu traten der Dienst als Leiter des Männergesangsvereins und die pädagogische Betätigung.
Lassels Verehrung für Bach ist an einigen Orgelwerken abzulesen, vor allem jedoch an seiner unvollendeten Matthäus-Passion op. 23. Die Vertonung des Psalms 42 „Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser”, op. 26, ist der Eingangschor zum zweiten Teil dieser Matthäus-Passion und im Jahr 1900 entstanden. Anstelle des Orchesters setzt Lassel eine Orgel ein, womit er vermutlich den eingeschränkten Möglichkeiten in kleineren evangelischen Gemeinden Rechnung trug.
Die Matthäus-Passion war also nicht nur als Werk für die Kronstädter Schwarze Kirche gedacht – wenngleich der Orgelpart deutlich auf die dortige Buchholz-Orgel zugeschnitten ist. Die Vertonung des 42. Psalms gehört zu den beliebtesten geistlichen Kompositionen Lassels. Er stellt hier – mit deutlicher Anlehnung an Mendelssohn – seine Fähigkeit zur polyphonischen Satztechnik unter Beweis und kombiniert zum grandiosen Schluss alle drei Themen.
Johannes Killyen
Paul Richter (1875-1950)
Paul Richter wurde 1875 in Kronstadt/Siebenbürgen (heute Rumänien) geboren. Früh begann er auf dem Klavier zu improvisieren und konnte bald den Vater, der nebenberuflich Organist war, vertreten. Erste kleine Kompositionen entstanden. Für einen Klavier- oder gar Theorielehrer fehlte im Hause Richter jedoch offensichtlich das Geld, so dass Pauls Talent erst Anfang der 1890er Jahre vom Kronstädter Komponisten und Kantor Rudolf Lassel entdeckt wurde.
Lassel war es auch, der Richter auf das Studium an der Leipziger Musikhochschule vorbereitete. Grund für eine Verbitterung, die Richter Zeit seines Lebens nicht los lies, war in erster Linie eine Entscheidung: Nach der Leipziger Studienzeit 1896-1899 hatte sich Richter schweren Herzens entschlossen, in die Heimat zurückzukehren, obwohl er in Leipzig wohl Aufstiegschancen gehabt hätte: Er leitete dort den “Weltlichen Oratorienchor” so erfolgreich, dass ihm die Stelle während des Militärdienstes frei gehalten wurde. Stattdessen wurde er am 4. September 1899 zweiter Chormeister des Kronstädter Männergesangvereins, bald auch erster Chormeister. In Kronstadt dagegen, so glaubte Richter, wurde sein Talent unterschätzt.
Vor allem um das Kronstädter Musikleben hat sich Paul Richter unschätzbare Verdienste erworben: Er holte Richard Strauss, George Enescu und Felix Weingartner ans Pult der Kronstädter Philharmonie, die er auf ein beachtliches Niveau gehoben hatte. Er scheute nicht vor dem Wagnis zurück, Wagners “Fliegenden Holländer” oder Bruckners achte Sinfonie aufzuführen.
Damit trug er ganz wesentlich dazu bei, die Musik in Kronstadt ab Ende des 19. Jahrhunderts auf eine vorher nie dagewesene Höhe zu bringen. 1918 wurde Richter als Nachfolger Alfred Nowaks zum Stadtkapellmeister gewählt, 1928 wurde ihm der in Rumänien begehrte Titel eines Generalmusikdirektors verliehen. Inzwischen fühlte er sich in seiner Heimatstadt offensichtlich so bestätigt, dass er 1929 sogar das Angebot ablehnte, die Leitung einer Meisterklasse für Komposition in Dresden zu übernehmen.
Obwohl Richter – wie seine zahllosen Jux-, Spaß- und Trinklieder belegen – Humor hatte und feiern konnte, war sein Charakter ebenso von Schwerblütigkeit bestimmt, für die auch seine bisweilen prekäre finanzielle Situation verantwortlich war. 1935 wurde Paul Richter die höchste Ehrung zuteil, auf die ein siebenbürgisch-sächsischer Musiker hoffen durfte: Er wurde zum Leiter des Hermannstädter (Hermannstadt/Sibiu in Siebenbürgen) Musikvereins Hermania ernannt, der nach Zusammenschluss des Hermannstädter Musikvereins und des Männerchors Hermania entstanden war.
Richter ging es gesundheitlich indes schlecht, so dass er den neuen Posten bereits 1936 aufgeben musste. Am 6. Juni 1936 trat er zum letzten Mal öffentlich in seiner Vaterstadt auf. Nach schwerster Krankheit starb er 1950.
Der Werkkatalog Richters umfasst viele Chor- und Klavierlieder wie kammermusikalische Kompositionen für verschiedenste Besetzungen und einige Klavier- und Orgelwerke. Im Grunde seines Herzens aber war Paul Richter ein Sinfoniker, der gerne mit großen Formen und Orchesterbesetzungen umging. Seine Behandlung der Harmonie ist spätromantisch, gelegentlich unternimmt Richter Ausflüge in die Pentatonik. Ausgefeilten Klangeffekten und Harmonien gibt er oft den Vorzug vor kontrapunktischer Arbeit.
Hans Peter Türk / Johannes Killyen
Victor Bickerich (1895-1964)
Victor Bickerich, geboren 1895 in Lissa, studierte ab 1918 an der Akademie für Kirchen- und Schulmusik sowie Orgel bei F. Heitmann in Berlin. 1921 wurde er vom Kronstädter Presbyterium als Nachfolger Rudolf Lassels in das Amt des Organisten, Musikdirektors und Gymnasialmusiklehrers der Evang. Stadtpfarrgemeinde in Kronstadt gewählt.
Bickerich baute den seit dem Tode Lassels verwaisten Knabenchor neu auf, unternahm mit ihm auch Auslandstourneen und veranstaltete ab 1923 in der Schwarzen Kirche regelmäßige „Motetten”, seit 1924 Abendmusiken in den Sommermonaten, die in den Nachkriegsjahren durch die sommerlichen Fünfuhrkonzerte ausschließlich mit Orgelmusik ersetzt wurden.
Bereits 1924 dirigierte Bickerich in Kronstadt als südosteuropäische Erstaufführung die Matthäus-Passion von J. S. Bach, 1931 folgte die Johannes-Passion. Als Verehrer Bachs gründete er 1933 den Bach-Chor der Schwarzen Kirche, mit dem er die großen Vokalwerke aufführen konnte und 1935 die denkwürdige Bukarester Erstaufführung von Bachs Matthäus-Passion und das erste siebenbürgische Bach-Fest veranstaltete (1936 Bukarester Erstaufführung der Johannes-Passion), im Rundfunk auftrat und 1937 auf eine große Deutschland-Tournee ging (Mozart-Requiem).
Als Nachfolger von Paul Richter übernahm Bickerich 1935 auch die Leitung des Kronstädter Philharmonischen Orchesters. Zugleich unterrichtete er ab 1928 am Konservatorium Astra. 1962 zog er sich aus dem Konzertleben zurück.
Bickerich wurde neben und nach Paul Richter zur musikalischen Autorität Kronstadts. Universelle humanistische Bildung und seine auf das Geistige konzentrierte Grundhaltung machten ihn zugleich zu einer starken Erzieherpersönlichkeit. Er förderte und prägte – mit Ausstrahlungen in das rumänische Altreich – entscheidend das Musikleben in seiner Wahlheimat.
Die kirchenmusikalische Praxis in Kronstadt erreichte durch ihn ein bis heute nicht übertroffenes künstlerisches Niveau. Als tatkräftiger Förderer der von Stadtpfarrer K. Möckel vertretenen Liturgiegestaltung im Sinne der Berneuchener Bewegung trat Bickerich für eine musikalische Neuordnung des Gottesdienstes ein.
nnstadt/Sibiu in Siebenbürgen) Musikvereins Hermania ernannt, der nach Zusammenschluss des Hermannstädter Musikvereins und des Männerchors Hermania entstanden war.
Richter ging es gesundheitlich indes schlecht, so dass er den neuen Posten bereits 1936 aufgeben musste. Am 6. Juni 1936 trat er zum letzten Mal öffentlich in seiner Vaterstadt auf. Nach schwerster Krankheit starb er 1950.
Der Werkkatalog Richters umfasst viele Chor- und Klavierlieder wie kammermusikalische Kompositionen für verschiedenste Besetzungen und einige Klavier- und Orgelwerke. Im Grunde seines Herzens aber war Paul Richter ein Sinfoniker, der gerne mit großen Formen und Orchesterbesetzungen umging. Seine Behandlung der Harmonie ist spätromantisch, gelegentlich unternimmt Richter Ausflüge in die Pentatonik. Ausgefeilten Klangeffekten und Harmonien gibt er oft den Vorzug vor kontrapunktischer Arbeit.
Karl Teutsch