von Peter Simon
Eine meiner ersten Aufgaben nach meiner Anstellung bei der Honterusgemeinde betraf das Haus am Marktplatz Nr. 17.
Auf diesem Bild, aufgenommen vom Turm des Rathauses, sieht man einen Teil der nördlichen Front. Auf dem Haus Marktplatz 18 kann man noch das Firmenschild Hesshaimer erkennen, welches auch auf unserem Haus stand.
Das mittlere Haus beherbergt die Albina-Bank und die Sakristei hatte noch ihren Vorbau.
Der Beschluss, die Büros des Stadtpfarramtes in dieses Haus zu verlagern, war schon gefasst.
Damit mit dem umfangreichen Bauvorhaben begonnen werden konnte, mussten zunächst aber die Mieter ausgelagert werden. Ursprünglich war geplant, nur das Obergeschoß, in dem die Firma IC-Computers derzeit noch ihren Sitz hatte, für die Büroräume des Pfarramts zu nutzen. Die Mieter des Erdgeschoßes mussten von Beginn an ausgelagert werden. Links im Hof war eine tierärztliche Praxis und dahinter das Geschäft des Aldus-Verlags; rechts lag ein Geschäft für Sportartikel und dahinter die Druckerei des Aldus-Verlags.
Für den Aldus-Verlag wurden im Hof des Hauses Marktplatz 18 Mieträume bereitgestellt. Die anderen Mieter zogen erst nach langem Hin und Her aus, aber mit der Hoffnung, nach Beendung des Bauvorhabens wieder zurückkehren zu können. Im Zuge der langen Planungszeit wurde dann doch beschlossen, auch das Erdgeschoss für die Zwecke des Pfarramts zu nutzen. Der Hauptgrund war die Kasse: Die Treppen wären für ältere Menschen zu steil gewesen.
Ansicht aus der Zeit, in der die Cooperativa 21 Decembrie ihren Sitz in diesem Haus hatte
Im Sommer 2006 war es dann soweit: man konnte mit dem Bau beginnen.
In der Allgemeinen Deutschen Zeitung vom 20. Dezember 2006 erschien ein Artikel von Wolfgang Wittstock, in dem die besondere Sorgfalt, mit der die Wiederherstellung geplant und umgesetzt wurde, angesprochen wurde: „Es handelt sich um das erste Haus im alten Stadtzentrum, das fachgerecht restauriert wird.“, schrieb Wittstock.
Zuerst wurde der hintere Teil abgeräumt, denn es bestand die Gefahr, dass er einstürzt. Der Gedanke, auch den Dachboden auszubauen und als Mansarde zu nutzen, ist erst später hinzugekommen. Drei volle Jahre wurde renoviert, um das Haus in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Viele Probleme, die ursprünglich nicht bekannt waren, wurden während der Arbeiten entdeckt. Das erste und größte war eine Betondecke, die in den Zeiten vor der Wende auf bestehende alte Balken gegossen und nicht entsprechend verankert worden war. Sie musste mit großem Aufwand entfernt werden und erneut, diesmal korrekt, gegossen werden. Der Treppenaufgang im westlichen Teil war zugemauert worden und musste auch praktisch neu erstellt werden. Die Kellerräume waren sehr feucht und die Gewölbe zu tief, um sie richtig nutzen zu können. Immer wieder musste Architekt Johannes Bertleff mit neuen Lösungen aufwarten, um die auftretenden Probleme in den Griff zu bekommen.
Gesamtansicht auf den Marktplatz in kommunistischer Zeit
Anrainer
Im Süden grenzt das Haus an ein Gebäude aus der Hirschergasse Nr. 6. Es ist das rechte Nachbarhaus der Redoute, das über eine schön renovierte Fassade verfügt. In dem langen Hof, der bis an das A-Gebäude des Honterus-Kollegs reicht, war bis dahin nicht viel gemacht worden. Der Giebel dieses Schulgebäudes hatte einen Riss, der auch bei dieser Gelegenheit repariert wurde. Aus dieser Richtung kam viel Feuchtigkeit und kommt leider auch heute noch. Die begonnene Renovierung dieses Hauses wurde unterbrochen und es steht auch heute ungenutzt da. Über eine kleine Terrasse, die an das A-Gebäude des Honterus-Kollegs grenzt, kann man hier in den Kirchhof treten.
Im Osten grenzt unser Haus an das Gebäude Marktplatz 16, welches als Kulturstätte „Haus Kronstadt“ angedacht war. Nur ein Teil des Parterres wird von der Buchhandlung Humanitas genutzt. Der Rest harrt noch seiner Vollendung.
Im Osten ist der Kirchhof und im Norden, wo auch der Eingang ist, ist auch ein Teil des Kirchhofs, einstmals bekannt als Apfelmarkt.
Geschichte
Die Geschichte dieses Hauses reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Aus dem Jahr 1512 stammt seine erste Erwähnung als „Stadtapotheke“. Es hat mehrere Eigentümer gehabt, und zwar hauptsächlich bedeutende Kronstädter Familien. Die Hausnummer änderte sich auch etliche Male, und bauliche Veränderungen hat es auch viele gegeben. Über ein Jahrhundert war es im Besitz der Familie Neidel, bis es der Kaufmann Andreas Ziegler erwarb und ihm sein heutiges Aussehen gab. Das dazu gehörige Datum 1781 finden wir auf einem Deckenbalken.
Das Jahr auf einem aufgefrischten Deckenbalken in dem der östliche Flügel entstanden ist.
Im Jahr 1889 verkaufte die Kronstädter Allgemeine Sparkasse das Haus mit der damaligen Anschrift Apfelmarkt 92 an die evangelische Kirchengemeinde und im folgenden Jahr erhielt es die Anschrift Obstzeile 20. 1938 änderte sich diese in Marktpatz 17 mit den jeweiligen Bezeichnungen, die der Marktplatz im Laufe der Jahre hatte: Freiheitsplatz, oder Platz des 23. August.
Nach 1948 brachte der Staat hier die Cooperativa 21. Decembrie unter, die viel Schaden am Haus anrichtete, bis die Kirchengemeinde nach der Wende von 1989 die schon erwähnten Mieter unterbrachte.
Blick in den Hof vor Baubeginn, links die tierärzliche Praxis, rechts das Sportartikelgeschäft und hinten links das Antiquariat
Der hintere Teil wurde vollkommen umgebaut.
Es wurde mit großer Sorgfalt darauf geachtet dass dieser Linde nichts geschieht.
Ende 2009 ist das Haus endlich fertig und hat dann auch einen Namen bekommen „Das Blaue Haus“.
Die Einweihungsfeier hat am 28. November 2009 stattgefunden und in dem Gemeindebrief Nr. 13 von Ostern 2010 beschreibt Pfarrer Peter Demuth den Verlauf dieser Feier.
Jetzt musste der Umzug geplant und vollzogen werden. Die großen Probleme waren der Transfer von Kommunikation (Telefon, Rechnernetzwerk, Alarmanalage, Videoüberwachung u. ä). Die Frage war, welche Möbel wohin kommen sollen und wo es neue Möbel geben soll. Viele von den laufenden Akten wurden aussortiert und in das Archiv übertragen. Mit dieser Aufgabe war Gernot Nussbächer beauftragt der im März 2010 das Abgabeverzeichnis erstellt hat.
Erst im Gemeindebrief Nr. 14 vom August 2010 stand zum ersten Mal als Anschrift des Sekretariats die Adresse Marktplatz 17.
Man kann das alte Firmenschild der Hesshaimers erkennen.
Gernot Nussbächer vermittelt den Gästen der Einweihungsfeier die Geschichte dieses
Der Stadtpfarrer zeigt den Schlüssel zum neuen Haus.