1970 wurde an der Schwarzen Kirche das elektrische Läutwerk in Betrieb genommen
von Anselm Honigberger
In einer E-Mail im April 2018 fragte mich Frank-Thomas Ziegler, Mitarbeiter in der Honterusgemeinde in Kronstadt, ob es stimmte, dass früher 8 Schüler der 10. Klasse die große Glocke geläutet und dafür je eine Kinokarte erhalten hätten.
Diese Frage hat mich neugierig gemacht. Wenn selbst die Mitarbeiter der Honterusgemeinde nicht Bescheid wussten, wie das früher ablief, wäre ein kurzer Bericht über das Glockenläuten an der Schwarzen Kirche angebracht. Ich traute mir das zu, wollte aber zur Veranschaulichung ein paar Fotos, auf denen man sieht, wie das Läuten bewerkstelligt wurde, auftreiben. Obwohl ich einige Leute angeschrieben habe, konnte ich solche Fotos nicht bekommen. Damals wurde nicht so viel fotografiert wie heute.
Es gab aber einige für mein Vorhaben nützliche Informationen. Von Peter Simon habe ich einige Fotos der großen Glocke, ein Bild mit den drei ersten Läuthauptmännern aus dem Jahr 1956 und den Hinweis auf Bücher und Broschüren, in denen über die Glocken berichtet wird, erhalten. Prof. Wilfried Schreiber hat mir seine Erinnerungen und die Freigabe zur Veröffentlichung zukommen lassen.
Die drei ersten Läutehauptmänner 1956: Dieter Schobel, Jürgen Raimar Haffner und Gernot Nussbächer (v.l.n.r.).Foto Privatarchiv P. Simon |
Ich bin mir bewusst, dass dieser Bericht nicht vollständig ist. Gerne können mir Anregungen und Ergänzungen das Läuten betreffend zugeschickt werden.
Gernot Nussbächer berichtet im Artikel „Die Große Glocke der Schwarzen Kirche wird 150 Jahre alt“ [in: „Aus Urkunden und Chroniken“ Band 14, Seite 115 bis 117]:
Nach dem Jahre 1948 war im heutigen B-Gebäude des Honterus-Lyzeums eine rumänische Eisenbahnerschule untergebracht. Der damalige Küster Adolf Zakel (1899 -1974), der auch für das Läuten zuständig war, bildete aus den jungen Eisenbahnern eine Läutebrigade, da damals die Große Glocke von acht Männern gezogen werden musste. In der Konfirmandengeneration des Jahres 1955 reifte dann der Entschluss, das Glockenläuten selbst zu übernehmen und am 14. Januar 1955 wurde die „Sächsische Läutebrigade zum Läuten der Großen Glocke der Schwarzen Kirche in Kronstadt“ gebildet, in Erinnerung an den 14. Januar 1937, als die Bewegung „Für unsere Schwarze Kirche“ zur Restaurierung des Gotteshauses gegründet wurde. Die drei „Läuthauptleute“ der ersten Schülergeneration waren Jürgen Haffner, Dieter Schobel und Gernot Nussbächer. Die Aktion funktionierte gut und brachte den Läutern auch ein kleines Taschengeld.
Bei der Konfirmation am 22. Mai 1955 am Sonntag Exaudi – als es genau hundert Konfirmanden gab – wurde die Große Glocke allein mehr als eine halbe Stunde lang während der Einsegnung geläutet; das war wohl das längste Läuten, weil später immer weniger Konfirmanden waren.
Das schwächste Lauten war vielleicht das vor dem Neujahrgottesdienst am 1. Januar 1956. Am 31. Dezember 1955 um Mittemacht war die Glockenstube voll von Läutern und Besuchern, als das neue Jahr eingeläutet wurde. Für den Neujahrsgottesdienst um 10 Uhr vormittags waren auch genügend Läuter mobilisiert worden, aber um halb zehn Uhr waren sage und schreibe sechs Läuter erschienen, die andern hatten offenbar nach ihrer Sylvesterfeier noch nicht ausgeschlafen. Je einen Läuter brauchte es für die Mittlere und für die Kleine Glocke, für die Große Glocke blieben wir nur vier – statt acht! Beim Vorläuten konnten uns die zwei noch helfen, die Glocke in Schwung zu bringen, damit sie rechtzeitig anschlug. Aber dann mussten wir die zehn Uhrschläge auf die Große Glocke abwarten, bis wir nur zu viert beginnen konnten, die Glocke wieder in Bewegung zu bringen – auf jeder Seite etwa hundert Kilogramm „Lebendgewicht“ zum Ziehen für fast sechs Tonnen, und das ohne Kugellager! Natürlich dauerte es schier endlos, bis der Klöppel endlich anschlug, und auch das nur schwach. Die Leute unten wussten freilich nicht, warum die Große Glocke nicht wie erwartet erklang und dass wir oben viel zu wenige waren, es gab damals noch kein Telefon am Turm und Handy schon gar nicht. Nachher bekamen wir Vorwürfe, aber wir hatten doch das Bestmögliche gemacht.
Die nächsten etwa fünfzehn Generationen setzten die von uns begonnene Aktion fort, bis im Jahre 1970 das elektrische Läutwerk eingeführt wurde, auch um den immer wieder auftretenden Personalmangel an Läutern zu beheben. Aber alle Läuter denken gerne an die damalige Zeit zurück und wie erhebend es war, die größte Glocke Siebenbürgens läuten zu dürfen.
Bis zum Jahre 1970 wurde die Große Glocke beim Läuten von acht Männern gezogen. Damals wurde ein elektrisches Läutewerk eingeführt. Es besteht aus drei Läutemaschinen – für jede Glocke eine -, die von den Herforder Elektromotorenwerken hergestellt wurden, zwei Anschlagwerken – für die Große und für die Mittlere Glocke- sowie einer Funkuhr.
Prof. Wilfried Schreiber erinnert sich:
Irgendwann hingen im Turm der Schwarzen Kirche sechs Glocken. Den Klöppel einer verschwundenen Glocke konnten wir noch sehen. Die Glocken: die große, die mittlere und die kleine, hingen in den beiden obersten Stockwerken des Turmes und wurden über eine enge Wendeltreppe erreicht. Während die mittlere Glocke, die zur Morgen- und Abendandacht, aber auch zu Mittag um 12 Uhr (samstags um 11 Uhr) geläutet wurde, von unten gezogen wurde, läutete man die kleine ursprünglich von der Orgeletage, aber zu unseren Zeiten (1959 – 1962) meistens von oben, neben der Glocke stehend, und die große Glocke auf der Etage unter der Glocke stehend, die über den Köpfen schwang.
Die große Glocke hatte ein Gewicht von 6 Tonnen und wurde von zwei Seiten abwechselnd gezogen. Sie hing in einem Gestell mit 4 Armen, an denen die Seile angebracht waren. Als ich das erste Mal auf dem Turm war, waren an drei Enden je zwei Seile, am vierten drei Seile befestigt. Mal zog die eine Seite, mal die andere. Es kam jedoch einige Male zu Unfällen, weil die Läuter: erstens ungeschult waren (es waren Berufsschüler, die damals im Gebäude des jetzigen Honterus-Gymnasiums lernten und ad hoc auf dem Kirchhof „eingesammelt“ wurden), zweitens unter der Glocke zu dicht aneinander standen. Das war zunächst auch zu unseren Zeiten so. Mal wurde der eine von einem Seil am Hals erwischt, so dass man die Seilabdrücke noch tagelang sehen konnte, mal wurde einer gegen einen Eckbalken geschlagen und musste „groggy“ abgeschleppt werden.
Als ich Läutbrigadenchef wurde, habe ich deshalb an jedem Ende nur ein Seil gelassen, im Ganzen also 4. Die Brigade bestand also aus 5 Leuten, 4 für die große Glocke und einen für die kleine. Die mittlere wurde vom Küster von unten geläutet.
Wenn ich mich allein an ein Seil der großen Glocke hängte, bewegte sie sich etwa 2 cm. Sie musste jedoch schwingen, im Meterbereich. Bis sie das erste Mal anschlug, mussten beide Seiten abwechselnd mehrmals ziehen, es dauerte fast eine Minute bis zum ersten Schlag. Dabei stiegen wir auf einen Balkenaufbau unter der Glocke und ließen uns mit dem ganzen Körpergewicht ins Seil fallen. Nur so konnte man die Glocke zu viert läuten, eine anstrengende Sache, denn ein Geläute dauerte etwa 8 – 9 Minuten.
Es gab unterschiedliche Geläute. Für die große Glocke war das Gewöhnliche die Beerdigung, bei der aber auch die andere beiden Glocken geläutet wurden. Für jede Beerdigung gab es zweimal Läuten: einmal um 13 Uhr (später, als wir mit der Schule ins Șaguna-Gymnasium übersiedelt waren, das weiter weg lag, um 14 Uhr) und dann 20 Minuten nach Beginn der Beerdingungsandacht. Dann musste sich der Trauerzug auf dem Weg von der Kapelle zum Grab befinden. Kirche und Friedhof lagen fast ein Kilometer auseinander.
Für ein Doppelgeläute bei einem Begräbnis gab es für die große Glocke 60 Lei, aufgeteilt auf 4 waren das 15 Lei (wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht). Separat gab es dann etwas für die mittlere und kleine Glocke.
Es gab auch andere Geläute, z. B. an den kirchlichen Feiertagen. Da begann die große Glocke, etwa 3-4 Minuten, dann die mittlere, dann die kleine und schließlich alle drei zusammen, ein Geläute von 10 – 12 Minuten. Zu Silvester wurde um Mitternacht nur die große Glocke geläutet.
Wir bildeten eine stabile Gruppe, die Läutbrigade, die aus mindestens fünf Schülern bestanden hat. Das waren Wilfried Schreiber, Klaus und Dieter Waber, Rolf Schiel und einige andere, abwechselnd, wie Helfried Weiß, Kurt Hannak, Heinz Wolf u. a. Es gab jedoch auch Sondersituationen, wo es unmöglich war, die Brigade zusammenzubekommen. So wurde die große Glocke einmal zu dritt gezogen, einer der drei war Pfarrer Morscher, also kein „Profi“.
Außer dem Läuten war auch das Auf- und Absteigen auf den Turm keine leichte Sache. Die Treppen waren mindestens 25 cm hoch (so in meiner Erinnerung), und das Hochsteigen, bei Beerdigungen zweimal am Tag, war ein gutes Training für die Beine. Landesmeister im 400 m-Lauf, Traian Sudrigean, war einmal mit uns oben und hatte seine Schwierigkeiten mit dem Aufstieg. Beim Abstieg ging es schneller; wenn man zu schnell war, wurde man schwindelig, wegen der Wendeltreppen. Mit Dieter Waber habe ich einen Rekord aufgestellt: wir sind in 35 Sekunden von den Glocken bis zum Ausgang gelaufen, in der untersten Etage eher von einer Mauer in die andere gependelt und unten völlig schwindelig angekommen.
Im Laufe der Zeit haben sich viele Dinge geändert. Es ist auch zu vielen lustigen Vorfällen gekommen. Einmal, zu Silvester, hatte einer von uns gewettet, dass die Uhr um Mitternacht 13-mal schlagen würde. Nachdem der Hammer der Uhr zwölfmal auf die große Glocke geschlagen hatte, schlug Gunter Schreiber mit einem riesigen Schraubenschlüssel, der oben lag, den dreizehnten Schlag an die Glocke.
In den 50-ger Jahren gab es 100 Konfirmanden, so dass die große Glocke mehrere Viertelstunden während der Einsegnung geläutet werden musste, was zwei Läutbrigaden, die sich abwechseln konnten, notwendig machte (eine Brigade konnte nicht länger als eine Viertelstunde läuten, es war Schwerstarbeit). In den Sechzigern waren es dann bedeutend weniger, und immer weniger. Den Beginn der Einsegnung konnten die Läuter oben am Turm nicht direkt mitbekommen. Darum warteten sie auf ein Zeichen von unten, das durch ein Anziehen am Seil der mittleren Glocke gegeben wurde (dessen Ende auf ebener Erde war). Es kam jedoch auch vor, dass Touristen an dem Seil zogen, ohne zu wissen, was sie dabei machten. So war es eines Jahres, als von unten das Zeichen zu Beginn der Einsegnung gegeben wurde, d. h. das Glockenseil bewegte sich. Wir oben dachten: da sind wieder mal Touristen dran. Zwei zogen schnell das Seil nach oben, und plötzlich hing Herr Goldschmidt vom Kassenamt, der das Zeichen gegeben hatte, ein Meter über dem Boden am Glockenstrang. Für ihn war es brenzlig, wir haben uns, im Nachhinein, köstlich über diesen Vorfall amüsiert.
Eine andere lustige Begebenheit: bei einer Hochzeit wurde die mittlere Glocke geläutet, beim Eintritt des Brautpaares in die Kirche. Eine der Hochzeiten verspätete viel, und immer mehr. Endlich fuhr ein Taxi vor und Dieter und ich begannen zu läuten. Aus dem Taxi stieg eine alte Dame aus. Wir waren verärgert und sagten, wir würden diesem Paar nicht läuten. Das passierte dann auch: als der Hochzeitszug endlich ankam, zog ich am Glockenstrang und als ich mit meinem Griff fast unten war, sprang Dieter hoch und fasste auch an. Das Seil riss irgendwo und „rieselte“ in die Tiefe, die Glocke konnte nicht mehr geläutet werden, sie gab keinen Ton.
Doch konnte die mittlere Glocke auch als Signal verwendet werden, da ihr Seil bis nach unten, in den Vorbau der Kirche reichte. So wurde eines Abends die Bildhauerin Margarete Depner, die gerade neben dem Glockenstrang an der Statue „Maria mit dem Kind“ arbeitete, versehentlich von dem Küster eingesperrt. In ihrer Not blieb ihr nur eine Rettung: die Glocke. Trotz ihres Alters und ihres „Leichtgewichts“ gelang es ihr, die Glocke zum Anschlagen zu bringen, der Küster hörte sie und Frau Depner wurde herausgelassen.
Das Läuten der kleinen Glocke, neben ihr stehend, war auch nicht so ohne. Man musste die Technik beherrschen, im richtigen Moment der Schwingung zu ziehen. Einmal löste sich der Klöppel der Glocke – die Lederbefestigung riss – und der Klöppel fiel, zum Glück nicht in Richtung des Läuters.
Doch das Läuten wurde bald Geschichte. Ein paar Jahre nach uns wurde die Glocke nicht mehr geläutet, sondern nur der Klöppel an die Glocke geschlagen. Der Vorteil: der nun einzige Läuter steckte das ganze Geld in die Tasche. Der Nachteil: das „Läuten“ klang nicht mehr wie früher, leiser und in einem anderen, rascheren Rhythmus.
Viele Jahre später wurde die Glocke elektrisch geläutet und das Läuten programmiert, das Besteigen des Turmes war nicht mehr notwendig und sogar untersagt. Eine Ära war zu Ende gegangen.
Große Glocke, gesehen von der Ebene, auf der die Läuter standen. Die Schwärzung der Balken sind die Spuren der „reichlichen Ölversorgung“ der Lager. Die beiden Holzstücke am Gebälk links sind eine „Tritthilfe“, um während des Läutens möglichst leicht hochspringen zu können. Foto: P. Simon |
Die Aufgabe, die Glocken der Schwarzen Kirche zu läuten, wurde unter den Schülern des Lyzeums in einem fließenden Prozess an den jeweils nächsten Jahrgang weitergegeben. Ende der Sechziger Jahre bin auch ich zum Läuten gekommen. Anfangs nahmen mich die älteren Kollegen des Șaguna-Lyzeums als „Zuschauer“ mit auf den Turm. Irgendwann durfte ich, weil nicht genügend „Stammpersonal“ da war, an der mittleren Glocke (sie war am einfachsten zu läuten) mithelfen. Später wurde ich dazu gerufen, wenn nicht genügend Läuter für den Termin frei hatten. Irgendwann habe ich die Technik für das Läuten der Kleinen Glocke erlernt und schließlich war ich auch körperlich genügend gewachsen, um an der großen Glocke mitzumachen. Wegen der anstehenden Prüfungen konnten die Älteren nicht mehr zum Läuten kommen. So wuchs ich langsam in die Aufgabe hinein und war ab 1968 der für das Läuten Verantwortliche, der im Kassenamt die Termine und das Geld für das Läuten und den Schlüssel für den Treppenaufgang abholte und sich natürlich um eine läutfähige Mannschaft kümmern durfte. Der Begriff Läuthauptmann war zu der Zeit nicht mehr gebräuchlich.
Zu meiner Zeit lief das Läuten wie folgt ab: Man traf sich bei der Pforte zum Treppenaufgang, stieg auf den Turm und jeder nahm seine zugewiesene Stelle an der jeweiligen Glocke ein. Bei der Großen Glocke wurden die Lager geöffnet und mit reichlich Öl versorgt (die Spuren davon sieht man noch heute im Gebälk unterhalb der Lager). Dann gab ich das Zeichen und die 4 Jungs bei der großen Glocke fingen an. Erst durch einfaches alternatives Ziehen, danach, wenn die Glocke in „Schwung“ war, mit einer besonderen Technik hochspringen und durch das Eigengewicht der Personen die Glocke am Laufen halten. Wenn mehr als 6 Personen dabei waren, konnte man auf der „oberen“ Etage am Gegengewicht (Koffer) der Glocke durch Drücken unterstützen. Danach ging es bei der mittleren und nachher bei der kleinen Glocke los. Mit einem Pfiff gab ich das Zeichen für das Ende. In umgekehrter Reihenfolge (also klein, mittel, groß) hörten die Glocken auf zu schlagen.
Gernot Nussbächer schreibt, dass die große Glocke von 8 Personen geläutet werden musste und auch W. Schreiber erwähnt, dass an den Zugstellen für die Glocke jeweils zwei Seile befestigt waren. In der Zeit, als ich dem Läuten beiwohnte, wurde die große Glocke von 4 Personen geläutet. Falls wir in der glücklichen Lage waren, mehr als sechs Läuter zu sein, konnten wir uns abwechseln und so die körperliche Anstrengung in Grenzen halten.
Leider kam es immer öfter vor, dass nicht genügend Leute bereit waren oder keine Zeit hatten mitzumachen und so mussten wir immer wieder ein sogenanntes „Klöppelgeläut“ machen. Dafür stellten sich ein oder zwei Mann in die große Glocke und brachten durch hin-her-Bewegung des Klöppels die Glocke zum Klingen. Das Resultat war ein etwas leiserer Klang, ein anderer Rhythmus und ein gewisses Dröhnen in den Ohren der Akteure. Ich erinnere mich an einen Sonntag, an dem mich meine Mannschaft komplett im Stich gelassen hat. In letzter Minute bin ich zu Familie Hahner gegangen, die tägliche die mittlere Glocke läutete, und habe um Hilfe gebeten. Ingelore Hahner ist mit mir auf den Turm gekommen und wir haben zu zweit geläutet. Ich das Klöppelgeläut in der großen Glocke und Ingelore beiden anderen Glocken geläutet (die Kleine Glocke mit dem Seil und die Mittlere am Gegengewicht).
Schon längere Zeit sprach es sich herum, dass geplant sei, die Glocken elektrisch zu läuten. Eines Tages, als wir wieder die Lager ölen wollten, stellten wir fest, dass die Glocke auf Kugellager gestellt worden war. Es war ein Genuss, die Glocke ohne besondere Anstrengung zu zweit läuten zu können. Einige Zeit haben wir noch von Hand geläutet, stellten aber jedes Mal eine Veränderung fest. 1970 war es soweit. Die elektrische Anlage wurde in Betrieb genommen.
Wir waren unseren Nebenerwerb los und ich war der letzte Läuthauptmann.
Die Glöckner der Schwarzen Kirche hatten ausgedient.