Gestühlsleuchter

Datum der online-Stellung: 05.10.2023

Gestühlsleuchter

Objekttyp: Kerzenleuchter

Inv.-Nr.: 143.01.53.001

Datierung: 1793

Herstellungsort: unbekannt

Material: Kupferlegierung

Technik:  gegossen und abgedreht. Guss in zwei Teilen: Fuß; Schaft.

Maße: H 193mm; Dm. oberer Traufrand 101mm; Fuß-Dm. 163mm

Ort: Nicht ausgestellt

Abb. 1 © Evangelische Kirche A. B. Kronstadt (Foto: Béla Benedek)
Abb. 1 © Evangelische Kirche A. B. Kronstadt (Foto: Béla Benedek)

Beschreibung:

Ein Leuchter mit stämmigem, geringfügig gegliedertem Schaft und weit ausladendem Traufrand. Unterhalb des breiten Traufrandes setzt der Schaft als kurzer Zylinder an. Auf die glatte Zylinderwand sind die Jahreszahl 1793 und ein Seilerrad graviert. Der Zylinder geht an seinem unteren Rand in einen mit Rillendekor geschmückten, eine gedrückte Kugel beschreibenden Nodus über, dem unten der Fuß mit hochgezogener Mitte folgt. Zwischen Nodus und aufsteigendem Kegelstumpf sind Schaft und Fuß verschraubt. Die flache, weit ausladende Fußplatte ist von einem überstehenden Randstreifen eingefasst, sodass sie die Funktion einer Traufschale erfüllt. Zuseiten des aufsteigenden Kegelstumpfs ist die Fußplatte von zwei kreisrunden Schraublöchern durchbrochen. In die Oberfläche der Fußplatte sind zwei Namen graviert: PETRUS GALLES und GEORG PAUL CZ[ECH] LEI[CHTERT].

Abb. 2 © Evangelische Kirche A. B. Kronstadt (Foto: Béla Benedek)
Abb. 2 © Evangelische Kirche A. B. Kronstadt (Foto: Béla Benedek)
Abb. 3 © Evangelische Kirche A. B. Kronstadt (Foto: Béla Benedek)
Abb. 3 © Evangelische Kirche A. B. Kronstadt (Foto: Béla Benedek)

Kommentar

von
Frank-Thomas Ziegler
frank.ziegler@biserica-neagra.ro

 

Mit seinem gegliederten Balusterschaft ist der Leuchter ein Exponent barocker Formgebung. Das eingravierte Seilerrad und die Inschrift CZ[ECH] LEI[CHTERT] kennzeichnen ihn als Eigentum der Seilerzunft.[i] Petrus Galles und Georg Paul übten 1793 das Amt des Zunftmeisters aus und weisen sich wohl auch als Erwerber des Leuchters aus.[ii]

Der Leuchter war ursprünglich zur Verwendung auf einem in der Schwarzen Kirche aufgestellten Gestühl bestimmt. Durch die beiden kreisrunden Durchbrüche in der Bodenplatte wurde der Leuchter mit dem Gestühl verschraubt.[iii] Der Zeitraum seiner entsprechenden Nutzung ist durch die eingravierte Jahreszahl 1793 und den Zeitpunkt der Einführung der elektrischen Beleuchtung in der Schwarzen Kirche (1913) weiträumig abgesteckt.[iv]

Nach Stadtbrand und Wiederaufbau befand sich das Gestühl der Altschaft der Seiler, »zu der nur die fähigsten und tüchtigsten Meister auf Lebenszeit gehörten«[v], im östlichen Teil des nördlichen Seitenschiffes der Schwarzen Kirche, in der Nähe des Triumphbogens, während die »junge Schar« gegenüber, in der südwestlichen Ecke des Langhauses, Platz nahm. Die Knechte, d. h. die Gesellen, saßen im westlichen Teil der nördlichen Seitenempore.[vi] Die Gestühle der Seiler sind bis auf zwei bemalte Pultflächen von den Gestühlen der »Knechte« nicht mehr erhalten (Abb. 4).[vii]

Das einzige in ursprünglichem Zustand erhaltene Gestühl der Schwarzen Kirche ist das der Tischler. Alle restlichen vorhandenen Gestühle wurden im Laufe der Zeit versetzt und erfuhren bis in jüngste Vergangenheit Eingriffe in ihren Aufbau.[viii] Seit einem unbekannten Zeitpunkt tragen die Pulte einiger Gestühle maschinell gefertigte, einheitlich gestaltete und auf kurzen, zweiarmig aufstrebenden Stäben befestigte hölzerne Scheiben. Auf die Scheiben sind anspruchslose, aus dünnem Metallblech hergestellte Kerzenhalter montiert. Obschon die scharfkantigen Profile der Scheiben auf eine maschinelle Fertigung schließen lassen, entspricht ihr Durchmesser dem der Fußplatten der Gestühlsleuchter (Abb. 5). Folglich wurden die Scheiben maßstabsgetreu nach dem Vorbild von historischen Vorgängern oder anhand der überlieferten, aber nicht mehr auf den Gestühlen verwendeten Leuchter geschaffen.

Die Seilerzunft war nicht die einzige Kronstädter Zunft, die Leuchter auf ihren Gestühlen verwendete. Im Besitz der Evangelischen Kirche A. B. Kronstadt befinden sich außer dem hier präsentierten weitere fünf Leuchter dieses Typs. Keiner von ihnen weist Inschriften oder Bezeichnungen auf.[ix] Ein weiteres Exemplar des gleichen Typs, dessen Inschriften ihn als Leuchter der Kronstädter Schneiderzunft ausweisen, wird am Brukenthalmuseum in Hermannstadt bewahrt (Abb. 6–7).[x]

Die Seilerzunft hatte darüber hinaus, wie die weiteren Kronstädter Zünfte auch, die Pflicht, zu kirchlichen Zwecken beständig für Wachs als Leuchtmittel zu sorgen.[xi]

Ob sich die »Philosophie des Lichts«[xii] des Mittelalters auf die abendländische Sakralarchitektur ausgewirkt hat oder ob sie nur nachträglich mit einer den eigenen Gesetzlichkeiten folgenden Architektur in Bezug gesetzt worden ist, wurde – mit Blick auf Abt Suger von Saint Denis – kontrovers betrachtet.[xiii]

Im Rahmen der christlichen Liturgie erhielt das Licht, ausgehend von der auch in der Heiligen Schrift begründeten Bezugsetzung zur Gottheit, früh eine zentrale Bedeutung. Die mittelalterlichen Kirchen systematisierten die seit dem Frühchristentum bestehende Praxis der liturgischen Lichterverwendung und dehnten den Gebrauch aus (z. B. Osterkerze; Totenleuchte), sodass etwa mit Maria Lichtmess mitunter ein eigenes Fest der Kerzenweihe entstand. Zentrale Orte der Lichterverwendung blieben die Altäre, zunächst unter Benutzung von Standleuchtern und Hängelampen, die um den Altar herum angeordnet wurden. Im Hochmittelalter bürgerte sich die Verwendung von Leuchtmitteln auf der Altarmensa selbst ein, sodass sich der Altarleuchter als Objektgattung ausprägte.[xiv]

Die Lichterstiftungen der vorreformatorischen Zeit (Opferkerzen u. ä.) waren Votivgaben von Privatpersonen und Korporationen (Bruderschaften, Zünfte), die als Nachvollzug des Selbstopfers Jesu betrachtet wurden, und als solche Teil der christlichen Opferbräuche.[xv]

Im Zuge der Annahme des evangelischen Glaubensbekenntnisses durch die Gemeinden der Siebenbürger Sachsen fand sich die Heilswirksamkeit der Lichtopfer in Frage gestellt. Die Altarlichter erhielten zunächst den Status unverbindlicher Adiaphora.[xvi] Im Bemühen, sich insbesondere von der reformierten Theologie und Kirche auch äußerlich abzugrenzen, nutzten die evangelischen Gemeinden der Siebenbürger Sachsen die von Melanchthons Vermittlungstheologie eröffneten Spielräume und behielten die Altarlichter bei.[xvii] Durch die Systematisierung der Nutzung verwandelten sie die Adiaphora in der Praxis von unverbindlichen Mitteldingen in verbindliche Bräuche.[xviii]

Die Reformation brachte eine allmähliche Verlagerung der Lichter- als Ausweis einer geänderten Sakraltopographie mit sich. Gemeinsam mit den Nebenaltären schwanden die daran gebundenen Lichter. Das Abebben der Hostienverehrung bedeutete für Sakramentshaus und Sakramentsnische die Einbuße ihrer ursprünglichen Funktion, sodass sich auch das darauf gerichtete »ewige Licht« erübrigte.[xix]

Allerdings konnte auch anderen Lichtern als den zumeist in Gebrauch verbliebenen Altarleuchtern eine rituelle Funktion zugestanden werden. Für den europäischen Raum sind Fälle belegt, in denen für Decken- und Wandleuchter die Bestimmung getroffen wurde, dass ihre Kerzen an bestimmten Tagen des Kirchenjahres anzuzünden waren.[xx] Mit den Stiftungen von Privatpersonen verband sich in der Regel die Absicht des Gedenkens.[xxi]

Insbesondere wurden darüber hinaus Lichtquellen an Kanzel (Abb. 8), Orgel und – auch aufgrund der stärkeren Beteiligung der Gemeinde an den Gesängen und der damit einhergehenden Verbreitung von Gesangbuch- und Einzeldrucken – auf Gestühlen benötigt.[xxii]

Abb. 4 Mit dem Zunftzeichen bemalte Pultfläche eines abgebauten Seilergestühls in Zweitverwendung an dem sogenannten Professorengestühl in der Schwarzen Kirche. Evangelische Kirche A. B. Kronstadt, Inv.-Nr. 143.01.27.001 © Evangelische Kirche A. B. Kronstadt (Foto: Béla Benedek)
Abb. 4 Mit dem Zunftzeichen bemalte Pultfläche eines abgebauten Seilergestühls in Zweitverwendung an dem sogenannten Professorengestühl in der Schwarzen Kirche. Evangelische Kirche A. B. Kronstadt, Inv.-Nr. 143.01.27.001 © Evangelische Kirche A. B. Kronstadt (Foto: Béla Benedek)
Abb. 5 Simulation der historischen Nutzung: Stellprobe des Gestühlsleuchters der Seiler auf dem sog. Schneidergestühl in der Schwarzen Kirche. © Evangelische Kirche A. B. Kronstadt (Foto: Béla Benedek)
Abb. 5 Simulation der historischen Nutzung: Stellprobe des Gestühlsleuchters der Seiler auf dem sog. Schneidergestühl in der Schwarzen Kirche. © Evangelische Kirche A. B. Kronstadt (Foto: Béla Benedek)
Abb. 6 Gestühlsleuchter der Kronstädter Schneiderzunft. Hermannstadt, Brukenthalmuseum, Inv.-Nr. M4439/7944.
Abb. 6 Gestühlsleuchter der Kronstädter Schneiderzunft. Hermannstadt, Brukenthalmuseum, Inv.-Nr. M4439/7944. Abb. 6 Gestühlsleuchter der Kronstädter Schneiderzunft. Hermannstadt, Brukenthalmuseum, Inv.-Nr. M4439/7944.
Abb. 7 Gestühlsleuchter der Kronstädter Schneiderzunft, Aufsicht. Hermannstadt, Brukenthalmuseum, Inv.-Nr. M4439/7944.
Abb. 7 Gestühlsleuchter der Kronstädter Schneiderzunft, Aufsicht. Hermannstadt, Brukenthalmuseum, Inv.-Nr. M4439/7944.
Abb. 8. Kanzelleuchter der Schwarzen Kirche, Kupferlegierung, gestiftet von der Ehegattin des Georgius Boltesch. Evangelische Kirche A. B. Kronstadt, Inv.-Nr. 143.01.36.001
Abb. 8. Kanzelleuchter der Schwarzen Kirche, Kupferlegierung, gestiftet von der Ehegattin des Georgius Boltesch. Evangelische Kirche A. B. Kronstadt, Inv.-Nr. 143.01.36.001

Anmerkungen

[i] Zum Zunftzeichen des Seilerrades: Albert Eichhorn, Siebenbürgische Zunftsiegel, in: Forschungen zur Volks- und Landeskunde 12, 1969, Heft 2, 71–82, Tf. 43–45. Zur Inschrift CZ[ECH] LEI[CHTERT] vgl. »lychtert« und »Leichtert« im Schätzungsprotokoll der Kronstädter Marienkirche (Schwarzen Kirche) vom 10. November 1544, angeführt in den Quellen zur Geschichte der Stadt Kronstadt in Siebenbürgen, Bd. 3: Rechnungen aus dem Archiv der Stadt Kronstadt. Rechnungen aus (1475), 1541-1550 (1571), Kronstadt 1896, 249–250 und in: Art. Leuchter, in: Sigrid Haldenwang, Ute Maurer und Anneliese Thudt (Hg.), Siebenbürgisch-Sächsisches Wörterbuch, Bd. 6, Bukarest et al. 1993, 130. Vgl. auch die Initialen „Z.[ech] L.[euchter]“, eingraviert auf dem Leuchter des Brukenthalmuseums, a. a. O., Anm. 10.

[ii] Die Zunftmeister Petrus Galles († 27. 8. 1805) und Georg Paul († 23. 12. 1796) sind in den Dokumenten der Seilerzunft aufgeführt: Staatsarchiv Kronstadt, Colecția Documentelor »Biserica Neagră«, Fond bresle, IV Hd. 25/17, fol. 2r; 25/4, fol. 1r, 5r, 8v–10r, 22v, 23r und 60r. Möglicherweise sind sie es, die bereits ab 1750 in einem Verzeichnis der Seiler-Bruderschaft erfasst wurden: ebd., IV Hd. 25/2, fol. 1v, 15v, 20v, 29v, 30r und 33r. In den Vermögenslisten der Zunft ist der Gestühlsleuchter nicht aufgeführt: ebd., IV Hd. 25/4, fol. 9v–16r. Zur Geschichte der Seilerzunft vgl. auch Quellen zur Geschichte der Stadt Kronstadt, Bd. 9: Zunfturkunden 1420–1580, bearbeitet von Gernot Nussbächer und Elisabeta Marin, Kronstadt 1999, Nr. 56, 61, 75, 102, 121, 138, 145, 151 und 158.

[iii] Ernst Kühlbrandt, Die ev. Stadtpfarrkirche A. B. in Kronstadt: Mit zahlreichen Abbildungen und mit beigegebener Baugeschichte von Julius Groß, Kronstadt 1927, 63; siehe auch ebd., Tf. 45. Die Benutzung auf den Gestühlen wird darüber hinaus durch den handschriftlichen Eintrag zur Inv.-Nr. 7944 (neue Inv.-Nr. M4439) in dem alten deutschsprachigen Inventarbuch des Brukenthalmuseums, Bd. 5, belegt; siehe a. a. O., Anm. 10.

[iv] Zur Einführung der elektrischen Beleuchtung siehe Sechsundzwanzigster Bericht der ev. Stadtpfarrgemeinde A. B. in Kronstadt über die Jahre 1898 bis 1915 veröffentlicht vom Presbyterium dieser Gemeinde, Kronstadt 1917, 44.

[v] Zitiert nach Julius Bielz, Die Zunftaltertümer im Baron Brukenthalischen Museum, in: Mitteilungen aus dem Baron Brukenthalischen Museum 6, 1936/1937, 5.

[vi] Beschreibung der Manns-Stellen in der großen Pfarr-Kirchen in Cronstadt 1746. Kronstadt, Staatsarchiv, Colecția de documente ale Liceului Honterus Brașov, nr. 319, fol. 11v (Altschaft), fol. 29v (junge Schar) und fol. 55v–56r (Knechte).

[vii] Evangelische Kirche A. B. Kronstadt, Inv.-Nr. 143.01.27.001 und 143.01.27.002. Siehe: Ágnes Ziegler, A brassói Fekete templom – Reformáció és renováció: Felekezeti, városi, rendi csoportidentitás kifejeződése egy újjászülető épületben, Kronstadt/Budapest 2018, 206, Kat.-Nr. 13 und 14.

[viii] Zu Versetzung und Umgestaltung der historischen Gestühle der Schwarzen Kirche siehe: Ágnes Ziegler, Die Schwarze Kirche zu Kronstadt – Reformation und Wiederaufbau: Die Inszenierung der konfessionellen, städtischen und ständischen Identität (Kunst und Konfession in der Frühen Neuzeit, 6 ), Regensburg 2023, 243–246.

[ix] Evangelische Kirche A. B. Kronstadt, Inv.-Nr. 143.01.53.002–143.01.53.006. Keiner der sechs Leuchter ist gemarkt. Auch die Fleischerzunft führte »zwei zinnerne Leuchter für die Kirche«; zitiert nach Albert Eichhorn, Von deutschen Zünften in Kronstadt: III. Die Fleischer, in: Mitteilungen des Burzenländer Sächsischen Museums 3, 1938, Heft 3–4, 136.

[x] Handschriftlicher Eintrag im alten Inventarbuch des Brukenthalmuseums, Bd. 5 (ohne Inv.-Nr.), Inv.-Nr. 7944 (neue Inv.-Nr. M4439), 257–258: »Zunftleuchter der Schneiderzunft in Kronstadt. Messing, Höhe 19,5 cm. Gewicht 2 Kg, Durchmesser des Fußes 15,8 cm; zwei Öffnungen zum Anschrauben des Leuchters auf dem Gestühl; auf dem Fuße die Inschrift: Georg : Gusbet. Johan : Lurz. Z. L. Johan : Beer. Der Schaft trägt die Jahreszahl 1848 u. darüber eine aufrecht stehende Schere. Durchmesser des messingnen Schälchens 9,7 cm. Sehr gut erhalten. / 1848 / Kronstadt / Deposit der Museumspflegerschaft, Hermannstadt / Z. 334 / 1926 / Jede Zunft hatte ihr eigenes Kirchengestühl – vgl. Röser R. a.a.O. S. 531 – an dem die Leuchter angeschraubt waren. Die Kirchengestühle der Zünfte sind in Mediasch noch vorhanden, in Hermannstadt wurden sie 1854 beseitigt und verbrannt. Über die Zunftgestühle vgl. auch Sigerus: „Vom alten Hermannstadt“ II. Folge. 1923, S. 115f.« Möglicherweise hing die Einlieferung des Leuchters in das Brukenthalmuseum im Jahr 1926 mit dem in demselben Jahr vorgenommenen Abriss der Schneiderlaube zusammen; vgl. Gustav Treiber, Die Zunftlauben in Kronstadt, in: Mitteilungen des Burzenländer Sächsischen Museums 5, 1944, 31–35.

[xi] Einem handschriftlichen Vermerk von 1746 zufolge hatten die Seilermeister vier Wachsstöcke, die Seilergesellen einen Florin an Geldes einzubringen: Beschreibung der Manns-Stellen (wie Anm. 6), darin »Was die Zünfte (oder Zechen) schuldig sind, der Kirchen jährlich an Steuer zu geben, von Stücken, oder Wachs […], fol. 4r, und »Was die Handwercks-Gesellen oder Bruderschaften jährlich zu geben schuldig sind […]«, fol. 5r. Die Handschrift ist im Überblick vorgestellt bei Julius Groß, Sitzordnung der Kronstädter Stadtpfarrkiche, in: Jahrbuch des Burzenländer Sächsischen Museums 1, 1925, 155, und eingehend ausgewertet in Ziegler 2023 (wie Anm. 8), 248–253. Wachsabgaben der Mitglieder der Seiler-Bruderschaft zwischen 1781 und 1799 sind verzeichnet in der Handschrift im Staatsarchiv Kronstadt, Colecția Documentelor »Biserica Neagră«, Fond bresle, IV Hd. 25/3, fol. 59v–60r. Bzgl. Wachsbußen im siebenbürgischen Zunftwesen siehe Quellen zur Geschichte der Stadt Kronstadt, Bd. 9 (wie Anm. 2), Nr. 17, 19, 126, 147, 165 und 190 sowie Rudolf Rösler, Beitrag zur Geschichte des Zunftwesens. Älteres Zunftwesen in Hermannstadt bis zum Jahre 1526, in: Archiv des Vereines für siebenbürgisches Landeskunde N. F. 38, 1912, Heft 3, 468–469, 492, 506–507 und 530–533; vgl. auch die Tabelle auf Seite 540. Die Fronleichnamsbruderschaft zu Hermannstadt kaufte 1526 Kerzen von Mönchen an: Gustav Seiwert, Die Brüderschaft des heiligen Leichnams in Hermannstadt, in: Archiv des Vereins für Siebenbürgische Landeskunde, N. F. 10, 1872, Heft 3, 347.

[xii] Klaus Hedwig argumentiert für das Ersetzen des Begriffs der Lichtmetaphorik durch den der Philosophie des Lichts: Klaus Hedwig, Art. Licht, Lichtmetapher, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 5, Stuttgart 2003, 1959–1962.

[xiii] Die Anfänge der Kontroverse: Erwin Panofsky, Abbot Suger on the Abbey Church of St.-Denis and Its Art Treasures, Princeton (N. J.) 1946; Otto von Simson, Französische Architektur, in: ders., Das Mittelalter II –  Das hohe Mittelalter (Propyläen Kunstgeschichte, Sonderausgabe), Frankfurt a. M./Berlin 1990, 58–61; Hans Jantzen, Kunst der Gotik, Hamburg 19687, 67.

[xiv] Selbst wenn sich für den Leuchter i. allg. als Objektgattung »… keine lückenlose Entwicklungskette rekonstruieren …« (Peter Springer) lässt, hat sich der Altarleuchter doch als funktional determinierte Objektkategorie ausgeprägt und wird interdisziplinär entsprechend klassifiziert: Ursula Mende, Die mittelalterlichen Bronzen im Germanischen Nationalmuseum: Bestandskatalog, Nürnberg 2013, 270–275, Kat.-Nr. 94–96; Elpidius Pax, Art. Licht: IV. In der Liturgie, in: Lexikon für Theologie und Kirche, Freiburg i. B. 1986, Bd. 6, Sp. 1026–1027; Peter Springer, Art. Leuchter: I. Abendland, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 5 (wie Anm. 12), Sp. 1916–1917;  Art. Altarleuchter, in: Lexikon der Kunst, München 1996, Bd. 1, 123.

[xv] Zur Verwendung von Leuchtmitteln in römisch-katholischen Kirchen im 15. und 16. Jahrhundert vgl. exemplarisch die Situationen in zwei für Kronstadt relevanten Kirchen: Hermann Spies, Neue urkundliche Beiträge zur Geschichte des Innenraumes der Salzburger Münsterkirche, in: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 70, 1930, 130 und Gerhard Weilandt, Die Sebalduskirche in Nürnberg: Bild und Gesellschaft im Zeitalter von Gotik und Renaissance (Studien zur internationalen Architektur- und Kunstgeschichte, 47), Petersberg 2007, 485–728. Bzgl. Wachs- und Kerzenstiftungen von Privatpersonen in Siebenbürgen siehe auch Gustav Gündisch (Hg.): Urkundenbuch zur Geschichte der Siebenbürger Deutschen, Bd. 6, Bukarest 1981, Nr. 3180. Bzgl. Wachsstiftungen von Fronleichnamsbruderschaften in Siebenbürgen siehe Kinga German, Sakramentsnischen und Sakramentshäuser in Siebenbürgen: Die Verehrung des Corpus Christi, Petersberg 2014, 98.

[xvi] Siehe die Synodalprotokolle von 1565 und 1572 in: Georg Daniel Teutsch, Urkundenbuch der Evangelischen Kirche A. B. in Siebenbürgen: Zweiter Teil. Die Synodalverhandlungen der Evangelischen Landeskirche A. B. in Siebenbürgen im Reformationsjahrhundert, Hermannstadt 1882, 107 und 167; siehe ferner Edith Szegedi, Was bedeutete Adiaphoron/Adiaphora im siebenbürgischen Protestantismus des 16. und 17. Jahrhunderts?, in: Evelin Wetter (Hg.), Formierungen des konfessionellen Raumes in Ostmitteleuropa (Forschungen zur Geschichte und Kultur des östlichen Mitteleuropa, 33), Stuttgart 2008, 57–74, hier 60–61; Evelin Wetter, »On Sundays for the laity … we allow mass vestments, altars and candles to remain«: The Role of Pre-Reformation Ecclesiastical Vestments in the Formation of Confessional, Corporate and »National« Identities, in: Andrew Spicer (Hg.), Lutheran Churches in Early Modern Europe, Farnham 2012, 165–195, hier 186–187. Dem Schätzungsprotokoll vom 10. November 1544 zufolge wurde der Bestand silberner Kerzenleuchter der Kronstädter Marienkirche immerhin um die Hälfte gemindert: »2 Silberen lychtert« schieden aus, während »2 lang Sylberen Leichtert mit holcz inwendig« in der Kirche verblieben: Quellen zur Geschichte der Stadt Kronstadt in Siebenbürgen, Bd. 3 (wie Anm. 1); siehe dazu auch Evelin Wetter, Das vorreformatorische Erbe in der Ausstattung siebenbürgisch-sächsischer Pfarrkirchen A. B. Altarbildwerke – Vasa sacra/Abendmahlsgerät – Paramente, in: Ulrich A. Wien und Krista Zach (Hg.), Humanismus in Ungarn und Siebenbürgen: Politik, Religion und Kunst im 16. Jahrhundert (Siebenbürgisches Archiv, 37), Köln et al. 2004, 19–57, hier 31.

[xvii] Beispiele für die Argumentation gegen die Abschaffung der Altarleuchter bei Ulrich A. Wien, Raumbezüge reformatorischer Predigt am Beispiel des Kleinpolder Pfarrers Damasus Dürr, in: Wetter 2008 (wie Anm. 16), 75–96, hier 86–87.

[xviii] Szegedi 2008 (wie Anm. 16), 71.

[xix] German 2014 (wie Anm. 15), 110–111 und 147–149.

[xx] Jürgen Beyer, The Ritual Context of Chandeliers and Sconces in Early Modern Lutheran Churches, in: Krista Kodres und Anu Mänd (Hg.), Images and Objects in Ritual Practices in Medieval and Early Modern Northern and Central Europe, Newcastle upon Tyne 2013, 274–288, hier 280–285; ders.: Stiftung, Platzierung und Funktion von Wand- und Kronleuchtern in lutherischen Kirchen, in: Zeitschrift für Lübeckische Geschichte 92, 2012, 101–150.

[xxi] Beyer 2013 (wie Anm. 20), 277–279.

[xxii] Tamás Szőcs, Kirchenlied zwischen Pest und Stadtbrand: Das Kronstadter Kantional I.F.78 aus dem 17. Jahrhundert (Studia Transylvanica, 38), Köln et al. 2009, 19–25; Kai Brodersen, »Lieder, welche ein jeglicher Christ billig bei sich haben soll«: Reformatorische Gesangbücher in Erfurt und in Siebenbürgen, in: Hans Klein und Hermann Pitters (Hg.), Glaubensgeschichte: Siebenbürgische Beiträge zum 500. Reformationsjubiläum, Hermannstadt 2017, 185–191; Karl Teutsch, Art. Kirchenmusik, in: Lexikon der Siebenbürger Sachsen, Thaur bei Innsbruck 1993, 245–249.

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