von Christian Plajer
Stadtpfarrer
Der Glaube, dass die Mächtigsten der Welt nicht das letzte Wort haben, dass Gott für seine Menschheit und für seine Schöpfung einsteht, dass um Gottes Willen Hoffnung möglich ist, wo menschlich gesehen alles zu Ende geht – dieser Glaube ist nicht erst mit Ostern in die Welt gekommen. Dass das Gute sich letztendlich gegen das Böse durchsetzen wird, dass neues Leben möglich ist, wo der Tod zuschlägt, sind ebenfalls keine genuin christlichen Vorstellungen.
Was jedoch religionsgeschichtlich völlig aus dem Rahmen fällt, ist das Zeugnis von der Auferstehung Jesu Christi von den Toten. Es gibt in anderen Religionen nichts Vergleichbares. Das stimmt mit den Zeugnissen der Jünger Jesu und seiner Begleiterinnen überein, die von der Erscheinung des Auferstandenen völlig überrascht waren. Nicht im Geringsten hatten sie damit gerechnet!
Für diese Zeugnisse, für die sogenannte Ostererfahrung, sind die erkennbare Identität und Präsenz Jesu nach seinem Tod bei gleichzeitiger Entzogenheit charakteristisch – „es ist der Gekreuzigte“ und „da erkannten sie ihn und er entschwand vor ihren Augen“, heißt es in den Evangelien. Schließlich haben diese Zeugnisse nicht den Charakter von Visionen, sondern sind Berufungserzählungen. Die Lebensgeschichte dieser Menschen wurde grundlegend verändert.
Ostern heißt seitdem: Zuversicht und Freude trotzen allem Leid, Hoffnung wird getragen von der Gewissheit, dass die Macht des Todes gebrochen ist und Gott uns gnädig zugewandt bleibt. Die Christen weltweit eint die entscheidende Erkenntnis, dass hier Gott selbst am Werk ist. Nicht erst mit der Auferweckung Jesu, sondern bereits davor. Gott hat sich von Anbeginn mit dem Menschen Jesus und seinem Schicksal, mit seinem Leiden und Sterben vollkommen identifiziert.
Dass dieses für uns, um unseretwillen geschah, kommt einer entscheidenden Neuausrichtung Gottes auf uns Menschen gleich, die mit der Auferweckung Jesu Neues bewirkt. Nicht das Was, Wie, Wo der Auferstehung ist entscheidend – das war immer schon umstritten und wird es bleiben. Das DASS der Auferstehung Jesu, welches sich in der unerwarteten Begegnung mit ihm bestätigt, in einem unverwechselbaren „Berührt-Werden“ erschließt, richtet Menschen in entscheidender Weise neu aus und eröffnet ungeahnte, hoffnungsvolle Perspektiven.
Mein Glaube an Jesus Christus bedeutet, dass ich mich dieser Person anvertraue, in der Gott sich als vollkommen und endgültig uns Menschen zugewandt offenbart. Das Entscheidende tut Gott immer selbst. Ich darf zuversichtlich danach Ausschau halten und in Vorfreude darauf in den österlichen Gruß einstimmen: „Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden!“