Kronstadt und München suchen nach Lösungen
Leitende Vertreter der Handwerkskammer München und Oberbayern waren letzte Woche bei der Evangelischen Kirche A. B. Kronstadt zu Gast, um Ergebnisse der bisherigen Zusammenarbeit auszuwerten und neue Möglichkeiten der Kooperation zu erörtern. Der Delegation gehörten Dieter Vierlbeck, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer München und Oberbayern, Barbara Peinel, Abteilungsleiterin Internationales, und Stefanie Kasbari, Abteilung Bildungszentren, an.
Durch Vermittlung der Handwerkskammer und des Vereins Handwerkerschule Martinsdorf/Siebenbürgen e. V. ist es innerhalb der letzten Jahre gelungen, mit bedeutenden Vertretungen des deutschen Handwerks in den fachlichen Austausch zu finden. Resultate des Dialogs waren bisher auch Arbeitseinsätze deutscher Handwerker und Auszubildender, im Rahmen derer Reparatur- und Sanierungsarbeiten an siebenbürgischen Baudenkmälern mustergültig vorgenommen wurden. Zu diesen gehörten Reparaturprojekte, die von Teilnehmern der Sommerschule des Vereins Handwerkerschule Martinsdorf/Siebenbürgen e. V. umgesetzt wurden, ebenso wie zwei Aufenthalte von Studierenden der Staatlichen Fachschule für Bau- und Glasbautechnik in Vilshofen an der Donau.
Diese Formen der Zusammenarbeit werden in der Zukunft nach dem Willen von Kirchengemeinde und Handwerkskammer ausgebaut und durch neue Projekte ergänzt. Ein gemeinsames Ziel ist es, die Vernetzung vor allem in Ausbildungsfragen voranzubringen. Die Evangelische Kirche A. B. Kronstadt hat bereits mehrfach auf den erheblichen Mangel an qualifizierten Handwerkern im rumänischen Inland hingewiesen – ein Mangel, der sich gefährdend auf das Überleben der gesamten Denkmallandschaft Siebenbürgens auswirkt. Das von der Kronstädter Stadtverwaltung geplante Zentrum für duale Ausbildung für die Industrie- und Handwerksbetriebe der Region muss deshalb nach Ansicht der Kirchengemeinde auch mit der Zuständigkeit für die Ausbildung in Handwerksberufen ausgestattet werden. Die Handwerkskammer München und Oberbayern begrüßt diesen Vorschlag und zeigt sich bereit, die Initiative zu unterstützen: sie könnte Know-how für die Gestaltung von Lehrplänen und Prüfungsinhalten zu Verfügung stellen und darüber hinaus zur Ausbildung der rumänischen Lehrkräfte beitragen.
Ein weiteres gemeinsames Anliegen ist es, den höchsten deutschen Berufsabschluss im Handwerk, den Meister, in Rumänien staatlich anerkennen zu lassen. Die Evangelische Kirche A. B. Kronstadt hat dazu bereits erste Schritte eingeleitet und bemüht sich derzeit darum, den Berufsabschluss Meister im Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk bei den zuständigen Bukarester Behörden akkreditieren zu lassen. Die Handwerkskammer München und Oberbayern zeigt sich bereit, auch zum Zwecke einer systematisierten Akkreditierung von deutschen Berufsabschlüssen die jeweiligen Prüfungsinhalte nach Rumänien zu vermitteln. Das langfristige Ziel besteht darin, Fachkräfte aus dem Ausland in die permanent notwendigen Sanierungsarbeiten an der Schwarzen Kirche und an anderen Denkmalbauten einzubinden.
Um den Fachkräftemangel zu lindern, soll zusätzlich ein weiterer Weg eingeschlagen werden. Fachkräfte aus dem Inland, die bereits in einem Arbeitsverhältnis mit der Evangelischen Kirche A. B. Kronstadt stehen, könnten ihre Ausbildung durch die Vermittlung der Handwerkskammer und renommierter Körperschaften wie dem Europäischen Fortbildungs- und Kompetenzzentrum für das Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk (EFBZ) im bayerischen Wunsiedel, das auch über das weltweit größte Natursteinarchiv verfügt, oder der Steinmetz- und Steinbildhauerinnung München – Oberbayern, in Deutschland abrunden.
Fotografie, v. l. n. r.: Richard Sterner, Leiter der Verwaltung historischer Liegenschaften der Evangelischen Kirche A. B. Kronstadt; Barbara Peinel, Handwerkskammer München und Oberbayern, Abteilungsleiterin Internationales; Dieter Vierlbeck, Handwerkskammer, stellvertretender Hauptgeschäftsführer, und Stefanie Kasbari, Handwerkskammer, Abteilung Bildungszentren, bei der Begehung der Schwarzen Kirche in Kronstadt am 27. Mai 2025. Foto von Frank-Thomas Ziegler