Von Pfrin. Adriana Florea
Das Kreuz ist wieder in aller Welt Munde. Die Passionszeit rückt das Thema in den Vordergrund und löst die Spannung erst zu Ostern wieder auf. Jesus von Nazareth, was für einen Start ins Leben er hatte… unter dem richtigen Stern geboren, stolze und tapfere Eltern. Sein Lebensweg führte ihn von Ort zu Ort, er sammelte Freunde, aß und trank mit Armen und Verstoßenen. Dafür war er sich nicht zu schade. Die Menschen, denen er predigte, hingen an seinen Lippen. Seine Worte haben bis heute noch Wirkung. Er rührte Menschenherzen an. Und dann so ein Ende. Gefangennahme, Prozess, Folter und die Hinrichtung. Wenn sein Leben ein Film wäre, könnten wir uns fragen: Was hat es ihm gebracht, dass er dem Regisseur nahe stand? Kurz vor seinem Tod, im Garten Gethsemane, muss er erkennen: Der Hauptregisseur wird den Kelch nicht an ihm vorüber gehen lassen. Jesus hat durch sein Leben das Lösegeld für unser Leben bezahlt. Wozu? Wieso sollte einer für mich sterben?
Vielleicht hat es damit zu tun, wie Jesus unser Leben einschätzt. Wir scheinen ganz schön in Schuld verstrickt zu sein. Ich möchte dazu ein Beispiel aus dem Buch „Der Drachenläufer“ von Khaled Hosseini nennen. Zwei kleine Jungs leben in Kabul. Sie sind gute Freunde. Obwohl sie aus unterschiedlichen Schichten der Gesellschaft kommen. Beide sind begeisterte Drachenläufer. Eines Tages kommt es zu einer schwierigen Situation. Hassan, der Sohn des Hausdieners, soll einen abgestürzten Drachen für Amir, den Sohn des reichen Kaufmanns, holen. Beide laufen los. Plötzlich kommt Hassan in einer verlassenen Gasse an und wird dort von einer Gruppe gewalttätiger Jugendlicher überfallen. Sie wollen ihn nur loslassen, wenn er ihnen den Drachen überlässt. Aber das würde Hassan, der seinem Freund Amir gegenüber sehr treu ist, nie tun. Amir beobachtet von einer Straßenecke aus, was mit seinem Freund passiert. Die Jugendlichen verspotten und verprügeln Hassan. Amir schaut zu und greift nicht ein. Er ist versteinert, er weiß, dass er jetzt eingreifen müsste, aber er tut es nicht.
Diese Entscheidung wird sein Leben ändern. Die Schuld, etwas Nötiges und Gutes nicht getan zu haben, lässt ihn nicht mehr los. Die Freundschaft zerbricht. Die beiden Jungs gehen getrennte Wege, aber diese Schuld klebt an Amirs Leben. Er muss Verantwortung übernehmen. Was geschehen ist, ist geschehen. Nichts macht es rückgängig. Aber gibt es einen neuen Anfang? Kann ihm jemand die Last vom Herzen nehmen? Meistens müssen wir selbst für uns geradestehen. Aber Jesus hat gesagt, dass er uns im Gericht gnädig sein will. Er will für uns eintreten. Er sagt: Da will ich deinen Platz einnehmen. Wenn wir das wissen, gehen wir ganz anders durchs Leben. Wir haben dann die Gewissheit: Christus ist für uns gestorben und hat uns das ewige Leben geschenkt. Oft leben wir mit Unsicherheit und Zweifel. Wir fragen uns: „Habe ich genug getan?“ Oder: „War ich gut genug?“ Die Antwort auf beide Fragen lautet „Nein!“. Aber Jesus tat genug durch seinen Tod und seine
Auferstehung. Hier sind die Fakten. Seitdem Christus auferstanden ist, kann er nicht mehr
sterben. Paulus hat es so ausgedrückt: „der Tod wird hinfort nicht über ihn herrschen.“ (Römer 6,9). Weil er für immer lebt, wird jeder Gläubige für immer leben. Sein ewiges Leben gibt uns eine neue Art zu leben. Sünde und Tod können bei uns nicht mehr bestehen. Dieses alte Ich wurde mit Christus gekreuzigt, es ist tot und begraben. Weil er lebt, kannst du dich für wahrhaft lebendig halten, nicht mehr von Sünde beherrscht, sondern durch die Kraft der Gnade lebend. Wir können morgen mit Zuversicht und Hoffnung leben und folgendes
wissen: „Wenn … der Geist dessen, der Jesus von den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird er, der Christus von den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen durch seinen Geist, der in euch wohnt. “ (Römer 8,11).
Ihre
Pfarrerin Adriana Florea