von Eckart Schlandt
Senior-Organist der Schwarzen Kirche
Einer von den vielen Küstern, die ich in vielen Jahrzehnten erlebt habe, achtete streng darauf, dass während Gottesdiensten oder Konzerten alle Kirchentüren abgeschlossen waren. Bei einer Aufführung des Weihnachtsoratoriums von J. S. Bach, die wir im Altarraum hatten, spielte ich zunächst das Orgelvorspiel an der großen Orgel und hatte dann das Dirigieren zu übernehmen. Die Türe, die von der Wendeltreppe der Orgelempore direkt in die Kirche führte, war jahrelang nicht zugänglich, veranlasst von demselben Küster, so dass ich außen herum über den Kirchhof in den Altarraum gelangen musste. Ich kam die Treppen hinunter auf den Kirchhof. Um Zeit zu gewinnen, hatte ich meinen Wintermantel oben bei der Orgel gelassen.
Der Bachchor 2012
Nun stand ich frierend und ausgesperrt auf dem Kirchhof, während drinnen Ratlosigkeit herrschte. Ich hätte mich höchstens mit Steinwürfen bemerkbar machen können, es gab ja noch keine Mobiltelefone. Zum Glück kam dann jemand und sperrte die Türe auf, so dass mich die wohlige Wärme von circa 12 Grad Celsius umfing. Wir legten uns ins Zeug … da gab es wieder Unruhe: die Kerzen vom großen Adventskranz, der, auf einem Luster befestigt, vom Gewölbe herabhing, tropften auf die darunter sitzenden Musiker. Nun musste ich meinen schwer erkämpften Platz bis zu einer vertretbaren Pause behaupten, bis die tropfenden Kerzen mit langen Geräten gelöscht wurden.
Auf den Tonbandaufnahmen sind die Pausen wegkaschiert worden.